"Troja" in Köln: Der Bilderrausch hinterlässt Erklärungsbedarf

Der trojanische Krieg inspirierte den türkischen Choreografen Mustafa Erdogan zu einer orientalischen Tanzshow. Premiere hatte "Troja" im Musical Dome in Köln. Bis zu 20 Mal wechseln die 65 Mitwirkenden der Tanztruppe in der rund zweistündigen Aufführung die Kostüme.

 Folkloristische Elemente: "Troja" im Musical Dome Köln.

Folkloristische Elemente: "Troja" im Musical Dome Köln.

Foto: Thomas Brill

Bonn. Es ist ein Elend mit den Göttern. Nicht nur, weil es im antiken Griechenland so viele davon gibt. Sondern auch, weil die Damen und Herren von Olymp und Hades ständig neidisch aufeinander sind und für ihre Intrigen auch noch die Menschen vor ihren Karren spannen. Zum Beispiel einen gewissen Paris, Prinz von Troja.

Der bekam, nachdem er der verführerischen Aphrodite den Vorzug vor der kämpferischen Athene und der Ehe-Schutzpatronin Hera gegeben hatte, die schönste Frau der Welt versprochen: Helena von Sparta. Die allerdings die Gattin eines anderen war. Das kümmerte aber Paris herzlich wenig. Er entführte Helena nach Troja und ließ den Schatz ihres Gatten gleich mitgehen.

Tickets Weitere Informationen und Tickets unter (0 22 1) 5 77 90 und www.kartenkaufen.deDer nahm alsbald, unterstützt von seinen Verbündeten, die Verfolgung auf. So beginnt, im Jahr 1200 vor Christus, der Trojanische Krieg. Homer hat aus diesem Kampf, der zehn Jahre dauerte, ein Epos gemacht. Den türkischen Choreografen Mustafa Erdogan inspirierte es zu einer orientalischen Tanzshow.

Premiere hatte "Troja" im Musical Dome in Köln. Bis zu 20 Mal wechseln die 65 Mitwirkenden der Tanztruppe "Fire of Anatolia" in der rund zweistündigen Aufführung (inklusive 20 Minuten Pause) die Kostüme. An Pracht, Glanz und Farbintensität sind die Gewänder, Beinkleider und Rüstungen, die Diademe, Helme und Federhauben, Umhänge, Schleier und Schmuckstücke kaum zu übertreffen.

Dem Auge bietet sich ein opulenter Bilderrausch dar, der allerdings Erklärungsbedarf hinterlässt. Denn wer sich weder mit den Göttern, noch mit Homer und der Vielvölkerregion Kleinasien (Anatolien) auskennt, der kommt rasch ins Schleudern.

Zwar übernimmt der deutsche Sprecher Christian Schult, mit wunderbar sonorer Stimme, die Rolle eines Erzählers, der aus dem Off Überleitungen schafft, und in Deutsch und in Türkisch werden erklärende Sätze auf die Kulissenmauern von Troja und die Vorhänge gebeamt, aber das reicht nicht aus, die komplexen Vorgänge zu entwirren.

Achilles, Andromeda und die anderen in dieser an sich ungemein dramatischen Geschichte gewinnen kaum eigene Gestalt. Zu viel wird da zu schnell und zu gerafft erzählt. Und inmitten all der Lygier, Kaukasier und Thrakier, Spartaner, Pyloten und Athener fragt man sich mitunter verwirrt, wer jetzt hier eigentlich mit wem oder gegen wen kämpft. Auch die Liebesgeschichte von Paris und Helena bleibt seltsam blass.

Bis auf einen schönen Pas de Deux am Anfang verbannt der Regisseur die Verursacher all dieses Elends zumeist auf die Mauer über dem mächtigen Tor von Troja, wo sie, in Gesellschaft der königlichen Familie, dem Geschehen beiwohnen, als handle es sich um keinen Krieg, sondern, tatsächlich, um eine Aufführung. Tänzerisch wird "Troja" all denen gefallen, die sich bereits 2007, im Rahmen des Kölner Sommerfestivals, von der Produktion "Legends of the Storm" aus Georgien verzaubern ließen.

Denn viele folkloristische Elemente - Kriegstänze und Kriegsgesänge, der Spitzentanz der Männer, ihre furchtlos-furiosen Schwertkämpfe und die Schulter-an-Schulter-Reihen-Choreografien - ähneln sich sehr stark, was an gemeinsamen Wurzeln liegt. Nebel, Projektionen und dramatische Musik sorgen für Atmosphäre.

"Troja", bis Sonntag, 29. Mai, im Musical Dome.

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