Beethovenfest Trommelgewitter der Karibik

Martin Grubinger war wieder einmal in Bonn und begeisterte im Telekom Forum sein Publikum mit einem charmanten und virtuosen Auftritt. Dabei stand ihm ein 18-köpfiges Ensemble zur Seite.

Schweißtreibend: Martin Grubinger bei der Arbeit im Telekom Forum.

Foto: Barbara Frommann

Die lange Nacht des Schlagzeugs vor neun Jahren beim Beethovenfest ist Martin Grubinger gut im Gedächtnis geblieben. Nicht nur, weil sie mit sieben Stunden zum ausdauerndsten Auftritt in seiner bisheriger Karriere wurde, sondern auch, weil diese Nacht die Geburtsstunde seines Projektes "The Percussive Planet" markierte. Daran erinnerte der 32-jährige Multiperkussionist aus Salzburg bei seinem jüngsten Beethovenfest-Auftritt, der wie damals wieder im Telekom Forum stattfand. Organisiert hatten den Abend die Schülermanagerinnen des Beethovenfestes. Ihre Arbeit dürfen sie als Erfolg verbuchen: Grubinger und sein 18-köpfiges Ensemble schauten von der mit Schlagwerkzeugen zugestellten Bühne auf einen komplett ausverkauften Saal. Und die Stimmung war hier wie dort ausgezeichnet.

Martin Grubinger ist Virtuose mit Charme. Dort, wo er auftritt, herrscht pure Lebensfreude. Vor allem dann, wenn er mit Programmen wie "Caribbean Showdown Vol. II" zu hören ist, dessen wilde Rhythmen wie Traubenzucker direkt ins Blut gehen. Grubinger wirbelte im Eröffnungsstück, der Eigenkomposition "L.A. Fusion", vier Schlegel mit einer Geschwindigkeit übers Marimbaphon, dass einem vom Zusehen schon ganz schwindelig wurde. Das Ensemble legte ihm im Hintergrund einen pulsierenden Klangteppich aus, der von den mitgebrachten und von Martin Grubinger senior dirigierten Blechbläsern klangvoll angereichert wurde.

Das Motto "Caribbean Showdown" sollte man geografisch nicht allzu eng sehen. Denn genauso wenig wie L.A. in unmittelbarer Nachbarschaft zur Karibik steht, ist dies bei Argentinien der Fall. Trotzdem passte Astor Piazzollas "Libertango" in dem Arrangement von Grubingers Vater und wichtigem Lehrer prächtig ins Bild. Denn ziemlich heißblütig ging es auch hier zu. Mit Keko Abes "Wave" für Marimbaphon und drei Schlagzeuger entfernte man sich dann am stärksten vom Motto. Dieses dreisätzige Concertino ist ein ungeheuer mitreißendes, virtuoses Stück, wobei die gewaltigen Lärmgewitter im ersten Satz, wie Grubinger feststellte, an die Yamato-Trommler erinnern. Die schweißtreibenden Sextolen des Finales, meinte Grubinger, seien ein guter Test, um herauszufinden, "wie fit die Kollegen sind".

Später begeisterte das Ensemble noch unter anderem mit Joe Zawinuls jazzigem "Birdland" oder dem südamerikanischen "Chega de Saudade" von Antônio Carlos Jobim. Und in Jaco Pastorius' "Teen Town" überraschte Heiko Jung an der sechssaitigen Bassgitarre mit einem virtuosen Solo, das er synchron zu Grubingers Schlegel-Wirbel zupfte.

Zum Schluss hielt dann, angeführt von dem Brasilianer Luis Ribeiro, eine Sambatruppe Einzug, die sich am Tag zuvor aus den Teilnehmern des Percussion-Workshops beim Beethovenfest gebildet hatte. Die Gesichtszüge der Teilnehmer verrieten große Begeisterung. Und das Publikum im Saal genoss die Show.