Trommeln erzählen spannungsvoll Geschichten

Beim ersten Marienthaler Lichterabend in Bad Neuenahr-Ahrweiler erfüllen "Biro & Amoonafi" die Ruine mit afrikanischer Lebensfreude - "Trouble Child" begeistert mit eigenen Interpretationen bekannter Oldies

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Begegnung der Kulturen - dieses Thema ist den Marienthaler Lichterabenden in diesem Sommer gemeinsam. Die Konzertreihe will ein "völkerverbindendes Beispiel" geben, wie Organisator Friedhelm Pankowski am Samstagabend erklärte. Doch egal, ob einheimische oder ausländische Gruppen, im Mittelpunkt der Lichterabende steht nach wie vor das Musikerlebnis in der romantischen Klosterruine.

Und um das zu genießen, waren gut 300 Gäste gekommen. Weit mehr, als im alten Kirchenschiff Platz finden können. So lauschten auch vom Garten aus Zuhörer dem Gitarrenstück, mit dem die Formation "Trouble Child" den Abend einleitete.

Die Mitglieder sind den Musikfans im Kreis keine Unbekannten: Der Name Bubi Bertram ist ein Synonym für virtuoses Gitarrenspiel auf hohem Niveau, die Sopranistin Alexandra Tschida ist in der Region als Solistin sowie in verschiedenen Gruppen erfolgreich. Und mit Vladislawa Londarenko, Manfred Distelrath und Michel Sanjamutambala standen drei weitere erfahrene Musiker auf der Bühne.

Vor allem bekannte Oldies präsentierten "Trouble Child" in Marienthal, jedoch in ganz eigenen Interpretationen. Tschidas reine Sopranstimme verlieh Stücken wie "So happy together" eine völlig neue Note. Dass sie ausgebildete Opernsängerin ist, wurde besonders beim Rolling-Stones-Hit "Paint it, black" deutlich: Zum raumfüllenden Klangteppich, zu dem sich Gitarren, Trommeln und Gesang verwoben, steuerte Alexandra Tschida eine mit spontanem Beifall bedachte Improvisation bei.

Manfred Distelrath überzeugte derweil mit kernigen Rocksongs. Und Bubi Bertram begeisterte das Publikum immer wieder mit seinen anspruchsvollen Gitarrensoli, die dazu verleiteten, die Augen zu schließen und ganz der Melodie zu folgen. Leider nur ein einziges Mal kamen die Zuhörer in den Genuss der wunderbar melancholischen Stimme der Pianistin Londarenko. Sie trat in einem russischen Chanson in ein mitreißendes Zwiegespräch mit Bertrams Gitarre ein, das lang anhaltenden Applaus nach sich zog.

Mit "Biro & Amoonafi" hielt nach der Pause afrikanische Lebensfreude Einzug in die alten Klostermauern. Die ungewohnten Gesänge, die feurigen Rhythmen und die ebenso ungestümen wie ausdrucksstarken Tänze der senegalesischen Gruppe rissen das Publikum schnell mit.

Der Kora, einer afrikanischen Harfenlaute, entlockte Karamo Kuyale beeindruckend vielseitige Melodien, während die übrigen Musiker in unglaublichem Tempo die Trommeln schlugen. Gerade bei den langsamen und gefühlvollen Stücken kam zudem das Saxophon besonders zur Geltung, das von David Pompetzki, dem einzigen Weißen in der Gruppe, gespielt wurde.

Die von Biro Ibramhima Diakhaté gegründete Gruppe, deren Name "Amoonafi" übersetzt soviel heißt wie "Es war einmal", steht in der Tradition der senegalesischen Griots, der Geschichtenerzähler.

Zwar konnte wohl keiner der Zuhörer den Inhalt der Lieder verstehen, doch dass ihre Botschaft ankam, war nicht zu übersehen. So wie die Musiker auf der Bühne kaum still halten konnten, geriet auch das Publikum in Bewegung. Zur Zugabe saß schließlich kaum noch jemand. Und nur ungern ließen die begeisterten Zuhörer die temperamentvolle Gruppe gehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort