"Tschaikowsky total" in der Beethovenhalle

Im Sonntagskonzert des Beethovenorchesters war alles anders. Da schickte Dirigent Stefan Blunier gleich drei virtuose Schlachtrösser aufs Feld.

Bonn. Im üblichen Ablauf eines Sinfoniekonzert-Rituals steht es an Position zwei: das Instrumentalkonzert.

Nach einer Ensembleaufwärmübung, etwa in Gestalt einer Konzertouvertüre, rückt der Könner am Instrument in den Mittelpunkt.

Er oder sie bringt etwas Glamour ins Geschehen, Ehrfurcht vor schier übermenschlicher Beherrschung von Tasten oder Saiten macht sich breit, bevor nach der Pause eine Sinfonie wieder den Kollektivgeist beschwört.

Im Sonntagskonzert des Beethovenorchesters war alles anders. Da schickte Dirigent Stefan Blunier gleich drei virtuose Schlachtrösser aufs Feld.

Mit den "Rokoko-Variationen" für Cello, dem Violinkonzert D-Dur und dem Klavierkonzert G-Dur bestritt er Teil zwei des Minizyklus" "Tschaikowsky total" und setzte damit einen effektvollen Schlusspunkt der Saison 2009/10.

Danjulo Ishizaka, längst arrivierter Cellist mit engen Bindungen an Bonn, zeigte sich in den ungemein anspruchsvollen Variationen nicht nur als begnadeter Virtuose, sondern auch als überlegener Musiker, der immer wieder das Ohr durch feinsinnige Gestaltungen fesselte.

Blunier entlockte dem Ensemble Schwung, Kraft und Eleganz, achtete aber sorgsam darauf, den Solisten nicht zuzudecken. An die Grenze des Spielbaren ging man im letzten Satz.

Ein ebenso gutes Bild gab die aus England stammende Geigerin Chloe Hanslip ab. Mit stupender Technik brannte sie ein virtuoses Feuerwerk ab, entdeckte aber auch immer wieder eine aufrichtige Musikalität in dem Werk, vor allem in der sehr poetisch dargebotenen "Canzonetta".

Manchem mochte nach den beiden Tschaikowsky-Glanznummern die Lust auf noch mehr Passagenbravour, auf Triller- und Doppelgriffexzesse vergangen sein.

Wer allerdings noch Appetit auf mehr Effekt hatte, kam beim G-Dur-Klavierkonzert erneut auf seine Kosten und konnte mit Henri Sigfridsson zudem den Gewinner der ersten Beethoven-Competition begrüßen.

All das Oktavengedonner und die wellenartig auf- und abbrausenden Akkordketten hatte er bestens im Griff und zeigte im zweiten Satz, einer Art kleinem Doppelkonzert für Violine und Cello mit moderierendem Klavier, eine noble Anschlagskultur, während sich Sologeiger und Solocellist des BOB bestens in Szene setzten.

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