Udo Jürgens in Kölner Lanxess-Arena

12 000 Fans feiern den Sänger und Komponisten bei dreistündigem Auftritt seiner "Einfach ich"-Tournee"

Udo Jürgens in Kölner Lanxess-Arena
Foto: Thomas Brill

Köln. Das ist Udo Jürgens' Jahr. Nicht nur, weil der Komponist und Sänger im September 75 wird. Oder weil er gleich zwei Jubiläen feiern kann: Vor 60 Jahren schrieb er seine ersten Lieder und vor 55 Jahren bekam er seinen ersten Plattenvertrag.

Sondern auch, weil sein Musical "Ich war noch niemals in New York" ihm zusätzliche Popularität verschafft hat. Die er eigentlich nicht braucht. Denn Jürgens füllt die großen Arenen dieser Republik mit einer Leichtigkeit, die anderen Künstlern die Tränen in die Augen treiben könnte.

Alle 32 Konzerte seiner "Einfach ich"-Tour 2009 waren bereits vor dem Start so gut wie ausverkauft, weshalb der Österreicher kurzerhand noch 28 weitere Termine drauflegte. Was ist dran an dem Mann? Sein Auftritt in der ausverkauften Lanxess-Arena bietet Anhaltspunkte.

Die 12 000 Menschen die dem 74-Jährigen zujubeln, sind nicht einfach Fans. Es sind Gläubige. Sie lauschen ihrem Idol mit Andacht, sie verehren es zutiefst, und sie bringen ihm gewissermaßen Opfergaben dar. Für einige ist das eine bitterernste Angelegenheit.

So bitterernst, dass sie solche Banausen, die sich auf ihren Sitzplätzen zu hektisch und zu oft bewegen, harsch zurechtweisen. Glücklicherweise nur eine Minderheit, denn dass sich der Raum direkt vor der Bühne alsbald mit jubelnden Menschen füllt, gehört ebenso zum Ritual wie der weiße Bademantel, den Jürgens am Schluss über seinen Anzug zieht, oder die Pepe-Lienhard-Band, die ihn seit 33 Jahren begleitet.

Der Anfang des Kölner Drei-Stunden-Programms (mit Pause) gehört der neuen CD, die der Tour ihren Titel gibt. "Einfach ich" wartet mit Stücken auf, die, wie Jürgens kommentiert, zu den "schrägen Zeiten" passen, in denen wir leben. Sie schreien nach dem "Tanz auf dem Vulkan" oder prangern das Ungleichgewicht von Soll und Haben an ("Fehlbilanz").

Jürgens ist eben nicht einer derer, die bloß Schmalziges zum Thema Liebe absondern. Gesellschaftskritik gehört bei ihm dazu. Oder politische Tagesaktualität, wie im umgedichteten "Alles im Griff". Auch mit 74 hat Jürgens' Stimme nichts von ihrer Kraft eingebüßt, und die dunklen Brombeeräuglein funkeln munter im verwitterten Gesichtsmassiv.

Kritische Töne wie die gegenüber bedingungsloser Fortschrittsgläubigkeit ("Völlig vernetzt") sind zwar politisch korrekt, aber so richtig geht es erst dann ab, wenn die Hits an der Reihe sind. Davon hat es in der Karriere von Udo Jürgen Bockelmann, wie Jürgens mit bürgerlichem Namen heißt, so viele gegeben, dass er den Großteil in ein Medley packen muss.

Auch das gehört zum Ritual. Ebenso wie das Händeschütteln oder das charmante Blumen-Entgegen-Nehmen. Nur einmal kurz fällt der Vielgeliebte aus der Rolle. "Danke, vielen Dank, aber ich habe noch 'was zu tun", kanzelt er zwei seiner Verehrerinnen ab, die ihm ihre Angebinde im falschen Moment überreichen.

Aber ob das jemand gehört hat? Viel eher bleiben seine letzten Worte im Gedächtnis: "Fahren Sie vorsichtig, wir wollen ja, dass sie wiederkommen." Am 14. November, zum Zusatzkonzert in der Lanxess-Arena. Garantiert wieder mit der Pepe Lienhard Band. Mit jubelnden Menschen und Händeschütteln, mit Medley und Blumen und Bademantel.

Weitere Zusatzkonzerte in der Region: Dienstag, 10.11., Wuppertal, und Freitag, 13.11., Philipshalle, Düsseldorf.

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