Opernabend in Köln "Über dem Regenbogen" als Motto der Kölner Oper

Köln · Die Oper Köln serviert unter dem Motto„Somewhere over the rainbow“ einen opulenten Abend mit Melodien aus Operetten und Musicals im Kölner Staatenhaus.

 Musikalisch überzeugend: Claudia Rohrbach und Alexander Fedin beim Operetten- und Musicalkonzert „Somewhere over the rainbow“ im Kölner Staatenhaus.

Musikalisch überzeugend: Claudia Rohrbach und Alexander Fedin beim Operetten- und Musicalkonzert „Somewhere over the rainbow“ im Kölner Staatenhaus.

Foto: Paul Leclaire/Oper Köln

Eines hatte sie sich gewünscht: „Ich möchte die Dorothy sein“. Und so stand Helen Donath, Grande Dame der Kölner Opernszene, am Schluss dieses Abends auf der Bühne im Staatenhaus, blickte in der Rolle des mutigen Mädchens aus dem Film „Zauberer von Oz“ sehnsüchtig in den Himmel und träumte von jenem verheißungsvollen Land über dem Regenbogen, in dem aller Verdruss wie Zitronenbonbons dahinschmilzt. Eine reife Sängerin als jugendlicher Wildfang? Nun, auf der Bühne ist vieles möglich, und an einem konzertanten Abend mit den schönsten Melodien aus Operette und Musical, erst recht.

Helen Donath, die 1962 ihren ersten Auftritt in Köln hatte, füllte ihre Rolle jedenfalls mit Hingabe aus, auch wenn sie, wie sie erklären ließ, sich nicht hundertprozentig fit fühlte. Der Jubel aus den nicht ganz voll besetzten Reihen war ihr sicher, wie schon zuvor, als sie in der Rolle der Guiditta aus Franz Léhars gleichnamiger Operette bekannte: „Meine Lippen, sie küssen so heiß“.

„Somewhere over the rainbow“ hatte die Oper Köln den opulenten Abend genannt, der schlicht dem Wunsch entsprungen war, einmal „die schönsten Melodien aus Operette und Musical“ geballt zu präsentieren, so Intendantin Birgit Meyer, die zusammen mit Georg Kehren durch das Programm führte. Das Konzept ist mindestens seit Anneliese Rothenbergers legendären Fernsehshows ein Renner, doch wen stört’s, wenn es musikalisch so überzeugend gelingt wie hier.

Weitere Termine am 25. und 29. Oktober

Es ist nicht möglich, alle Akteure zu nennen, die mit dem Chor der Kölner Oper und dem Gürzenich-Orchester unter Leitung von Claude Schnitzler auftraten und jede Menge Charme, Leidenschaft, Witz und Esprit in ihre Rollen legten. Eine großartige Stimme mit viel Schmelz präsentierte der Tenor Marco Jentzsch im Auftrittslied des Herzogs Guido aus der „Nacht in Venedig“ (Johann Strauß) und im wehmütigen „Komm, Zigan“ des Grafen Tassilo aus der „Gräfin Mariza“ (Emmerich Kálmán). Famos auch Mirko Roschkowski, dessen „Freunde, das Leben ist lebenswert“ von ungewöhnlicher Strahlkraft war. Staunenswert später seine Verwandlung in die Drag-Queen Zaza alias Albin aus „La Cage aux Folles“.

Das Programm schlug einen Bogen von der Goldenen Operettenära (Strauß, Millöcker) zur silbernen (Lehár, Kálmán, Künneke, Benatzky) und weiter zum Musical, das Leonard Bernstein als „die amerikanische Oper“ bezeichnet hatte. Und er selbst war der hellste Stern an diesem neuartigen Opernhimmel. Das – glänzend gesungene – Quintett „Tonight“ aus der „Westside-Story“ bewies die unvergängliche Mischung aus Fasslichkeit und Raffinesse seiner Kompositionen. Schlichter dagegen das „Weiße Rössl“ von Ralph Benatzky. Doch Claudia Rohrbach und John Heuzenroeder besangen im Duett aus dem 1. Akt das sorglose Leben am Wolfgangsee mit soviel Charme und Ausgelassenheit – inklusive eines ulkigen Wettrennens, das beide auf der Rampe wieder zusammenführte –, dass es eine Lust war. Und dann bekam noch Seine Majestät einen Auftritt. „S’ist einmal im Leben so“ beschied Bert Oberdorfer alias Kaiser Franz Joseph den Zuhörern, begleitet nur von Zither und Bratsche, „der schönste Traum, bleibt nur Schaum.“ Doch das letzte Wort behielt die Hoffnung – mit „Some-where“ aus der „Westside Story“, das alle Beteiligten noch einmal in schönster Hingabe vereinte.

Weitere Termine: 25. und 29. Oktober.

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