Neue Spielzeit am Theater Bonn "Über James Dean haben wir nie geredet"

Die Kammerspiele Bad Godesberg zeigen John Steinbecks "Jenseits von Eden" und adaptieren die sich über zwei Generationen erstreckende Handlung für die Bühne.

Der Preis der Freiheit: Probenfoto mit Sophie Basse (l.) und Sina Martens.

Foto: Thilo Beu

Ist der Mensch von Geburt an schlecht? Trägt er die Sünden der Eltern mit sich - oder hat er die Wahl, auch Gutes zu tun? Determinismus oder freier Wille? Diese Frage gehört zu den zentralen Motiven in John Steinbecks Roman "Jenseits von Eden", dessen Verfilmung durch Elia Kazan 1955 den Grundstein für den Erfolg James Deans legte. Nun nimmt sich das Theater Bonn des Stoffes an und adaptiert die sich über zwei Generationen erstreckende Handlung (die Hollywood-Produktion hatte nur die zweite Hälfte der Vorlage in Szene gesetzt) für die Bühne der Kammerspiele Bad Godesberg.

"Unsere Basis ist ganz klar der Roman, nicht der Film", betont Dramaturgin Nina Steinhilber, die zusammen mit Regisseurin Alice Buddeberg die Bühnenfassung erstellt hat. "So können wir eine sehr reizvolle Dopplung mitnehmen." Und auf Vergleiche verzichten. "Ja. In den Proben haben wir tatsächlich nie über James Dean geredet, das hätte uns sonst wahrscheinlich erschlagen."

Der aus dem Film bekannte Konflikt des Brüderpaars Caleb und Aaron spiegelt letztlich jenen wider, den ihr Vater Adam einst mit seinem Bruder Charles hatte und der wiederum auf dem biblischen Mythos von Kain und Abel fußt. "Es gibt immer einen, der sich nach mehr Liebe sehnt, und einen anderen, der mehr geliebt wird", erklärt Steinhilber.

"Wir brechen dieses Muster auf, indem die beiden Geschwisterpaare jeweils von Sören Wunderlich und Hajo Tuschy gespielt werden - aber gewissermaßen über Kreuz. Sören mimt also den jungen Adam Trask, der immer als der Brave und Gute gilt, und später dann Caleb mit seinen mitunter destruktiven Zügen. Hajo macht es genau umgekehrt. Und auch die junge Cathy und Aarons Verlobte Abra werden von derselben Schauspielerin gespielt, nämlich von Sina Martens. Damit wollen wir verdeutlichen, dass jeder Mensch beide Seiten in sich trägt."

Der Roman wird nicht in Gänze umgesetzt

Natürlich kann der Roman nicht in Gänze umgesetzt werden. "Man muss sich bei so etwas immer entscheiden, auf welchen Aspekt man sich fokussieren möchte. Wir mussten so zum Beispiel den gesamten Handlungsstrang um die Familie Hamilton weglassen, auch wenn der unglaublich spannend ist. Wir konzentrieren uns auf die Trasks - und auf Cathy, die einfach diese Amoralität so gut verkörpert", sagt Steinhilber.

Diese moderne Lilith-Figur verführt immerhin eiskalt berechnend sowohl Adam als auch Charles, heiratet Ersteren und wird schließlich zur Mutter von Caleb und Aaron, ohne diese Rolle jedoch ausfüllen zu können oder zu wollen. Einer von vielen Momenten der Zurückweisung, die im Stück immer wieder zur Katastrophe führen. Stattdessen verschwindet Cathy unter dem Namen Kate in einem Bordell, woran Aaron, als er es irgendwann von Caleb erfährt, zerbricht.

"Sie rechtfertigt all ihre Taten ja damit, dass sie sie tun kann", sagt Steinhilber. "Sie glaubt daran, dass fehlende Empathie angeboren ist und man so wird wie die Eltern. Damit bildet sie einen Gegenpol zum erwachsenen Adam Trask, der jedem Menschen eine Wahl zugesteht." Ein sehr philosophischer Ansatz. "Es ist im Prinzip das, was Rüdiger Safranski den Preis der Freiheit nennt. Wir können uns für die Zerstörung oder das Böse entscheiden, aber auch dagegen."

Termine: 17., 19., 26., 27. September sowie 1., 9., 18. und 23. Oktober in den Kammerspielen Bad Godesberg. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.