Beethovenfest-Konzerte vom Wochenende Überirdische Klänge und der Duft der Frauen

Bonn/Region · Beethovenfest-Konzerte vom Wochenende: Eine Reise von Bach und Schubert bis zu zur Kino-Musik

Schumannhaus. Das zweite der Preisträgerkonzerte im Rahmen des Beethovenfestes bestritt in Kooperation mit dem Bonner Schumannfest die junge, aus Moldawien stammende Geigerin Alexandra Conunova-Dumortier im Endenicher Schumannhaus mit Werken von Bach, Beethoven, Schubert und Debussy. Am Flügel adäquat assistiert wurde die gegenwärtig bei Krzysztof Wegrzyn in Hannover studierende Conunova-Dumortier von Caspar Frantz.

Insbesondere bei Debussys melancholischer Violin-Sonate traf das Duo mit sensibel abschattierter Farbpalette den spätimpressionistisch sphärischen Impetus recht überzeugend. Wie Debussys g-Moll-Sonate, so ist auch Schuberts nicht eben häufig aufgeführte Fantasie für Violine und Klavier in C (D 934) ein "letztes" Werk im ?uvre des Komponisten: Überirdisch sanft legt das Klavier einen Klangteppich, auf dem sich die Violine in piano pianissimo gleichsam aus dem Jenseits einschleicht. Spannungsreich kontrastierende, aber keineswegs vorlaute Virtuosität wird im Andantino entwickelt, bei dessen charakterreichen Variationen Schubert auf das Thema seiner Rückert-Vertonung, "Sei mir gegrüßt" (D 741), zurückgegriffen hat.

Anmut im Ausdruck hatte zuvor auch den ersten Teil bestimmt: Bei Bachs h-Moll-Sonate für Violine und Cembalo (BWV 1014), die sich - unter weichzeichnendem Klavier - in der Violinstimme nur zögerlich und leider etwas konturenschwach entfalten mochte, deutlicher dann aber bei Beethovens populärer "Frühlingssonate" wurde sehr gepflegt romantischer Wohllaut favorisiert. Fritz Herzog

Post Tower Lounge. Schauspieler müssen doch wandlungsfähig sein, hat sich der Herr Rössler gedacht. Passt also zum diesjährigen Motto des Beethovenfests. Super, Programm steht. Und so stehen bei der 4. Jazz-Matinee in der Post-Tower-Lounge eben Filmmusiken im Mittelpunkt des Programms, das der Pianist und Arrangeur Uwe Rössler zusammen mit seinem fröhlich streichenden Tiffany-Ensemble zum Besten gab. Mal sieht man förmlich Al Pacino in "Der Duft der Frauen" Tango tanzen, dann wieder Thomas O'Malley und die Aristocats fröhlich abjazzen, Johnny Depp die Piratenflagge hissen oder den aufgebockten Humphrey Bogart (um den Größenunterschied zwischen ihm und Ingrid Bergman auszugleichen, stand der Schauspieler oft auf einer Kiste) zu "As Time goes by" in sein Café stürmen.

Rössler gelingt es dabei mit seinen Arrangements virtuos, den Eindruck eines Kammerkonzerts konsequent zu vermeiden, auch wenn das ihn begleitende Streichquartett dies auf den ersten Blick vermuten lassen könnte. Ein Irrtum: Teufelsgeiger Zoltan Oppelcz fidelt unterstützt von seiner Frau Rosalind eine wilde, oft angejazzte Melodie nach der nächsten herunter, während Paul G. Ulrich in jenen Momenten besonders breit grinst, wenn er einen knackigen Slap Bass spielen darf. Und Cellistin Insa Schirmer? Füllt die harmonischen Lücken und wartet geduldig auf die Solostellen, die ihr laut Rössler vertraglich zustehen. Der wiederum zeigt sich als begnadeter Tastenzauberer, der etwa bei "Diamonds are a girl's best friend" oder dem virtuosen "Russian Rag" (der auf einer Prelude von Rachmaninoff beruht) zeigen kann, was in ihm steckt. Ob mit oder ohne Noten. Thomas Kölsch

Burg Namedy. Akustisch ordentlich was auf die Ohren bekamen die Zuhörer beim Konzert des delian quartetts zusammen mit dem Pianisten Anatol Ugorski auf der Burg Namedy. Das Quintett op. 57 von Dmitri Schostakowitsch stand auf dem Programm, ein ungemein intensives und anrührendes, stellenweise fast verstörendes Stück, dem die Musiker nichts, aber auch wirklich nichts schuldig blieben. Vor allem das Finale, aber auch das heitere Scherzo zeugten von einer Kunst der Zuspitzung, die die Musiker bestens beherrschten. Das hatten sie in der ersten Konzerthälfte auch mit der Theater-Suite von Schostakowitsch gezeigt.

Aus verschiedenen Schauspielmusiken zusammengestellt gab es hier ein ebenso kurzweiliges wie vielfältiges Panorama aus Schostakowitschs Kompositionswerkstatt. Die Stücke - oft nicht mehr als prägnante Miniaturen wie etwa ein Wiegenlied für "Hamlet", zuweilen aber doch ausgewachsene Konzertmusik, die auch höheren Ansprüchen genügt, etwa eine Sarabande für "Die menschliche Komödie" - spielte das delian quartett ihrer jeweiligen Charakteristik entsprechend von heiter bis besinnlich, aber immer mit vollem Einsatz. Bei zwei Stücken komplettierte Anatol Ugorski die Besetzung, etwa bei der "Jagd" für "Korzinkinas Abenteuer".

Zu Anfang des Konzertes hatte sich das Quartett und Ugorski solistisch vorgestellt. Ugorski mit drei Präludien und Fugen aus der Feder von Schostakowitsch, bei denen sein Spiel stellenweise zwar ein wenig tüdelig wirkte, er aber dennoch ein beeindruckende Panorama von versponnener Versunkenheit wie im C-Dur-Präludium bis hin zur eindrucksvollen Kraftentfaltung in der d-Moll-Fuge entwarf. Großartig waren die vier Fugen aus Bachs Kunst der Fuge, mit denen das Quartett das Konzert eröffnet hatte. Ungemein differenziert gestaltet, durchhörbar strukturiert und im Hinblick auf Parameter wie Artikulation und Phrasierung sehr organisiert sorgten die vier Musiker direkt zu Anfang für einen echten "ear catcher". Guido Krawinkel

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