Philharmonie in Köln Überwältigend: Christoph Willibald Glucks „Orfeo ed Euridice“

KÖLN · Einen überwältigenden Opernabend bescherte Countertenor Valer Sabadus (30) dem begeisterten Publikum in der Philharmonie. GA-Mitarbeiter Matthias Corvin war dabei.

 Pefekte Harmonie: Anna Lucia Richter und Valer Sabadus.

Pefekte Harmonie: Anna Lucia Richter und Valer Sabadus.

Foto: Hannah Aspoppoulos

Er war die Seele dieser überragenden Produktion von Glucks „Orfeo ed Euridice“ (1762). Natürlich hatten seine beiden Sängerpartnerinnen Anna Lucia Richter (Euridice) und Laura Verena Incko (Amor) gleichen Anteil am Erfolg, ebenso das ungemein klangvoll-sauber singende ChorWerk Ruhr und die akzentuiert aufspielende Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter. Die Aufführung der in diesem Fall gewählten einaktigen Parma-Fassung von 1769 hätte man anschließend gerne als CD mitgenommen. Auf Sabadus‘ Album „Le belle immagini“ (2013) gibt es ja bereits Auszüge daraus.

Sabadus war – wie immer – in superber Verfassung. Sein helltönender, aber stets abgerundeter Counter drang bis in die letzten Reihen des Konzertsaals, dessen farbig wechselnde Ausleuchtung ungemein atmosphärisch war. Melancholie, Erschrecken und Freude dieser Partie wurden filigran herausgearbeitet.

Perfekt die sinnvolle Gliederung des italienischen Textes in den Rezitativen. Wunderbar die Linienführung in den Arien. Aber auch jede Geste war stimmig, denn Sabadus bewegte sich auf dem Podium frei wie auf einer Opernbühne.

Christoph Willibald Gluck und sein Librettist Raniero de‘ Calzabigi entrümpelten in dieser „Reformoper“ die erhabene Opera seria und setzen auf einen natürlich fühlenden Helden: Orfeo trauert glaubwürdig um seine tote Geliebte. Zu Recht erhält er von Jupiter über den Götterboten Amor die Chance, sie aus der Unterwelt zu retten.

Eine gefühlsbetonte Geliebte

Diese Chance vergeigt er jedoch mit dem verhängnisvollen, weil verbotenen Blick auf die nörgelnde Geliebte beim Gang nach draußen. Am Ende haben die Götter (und Librettist Calzabigi) dennoch Einsicht und führen Orfeo und Euridice zusammen.

Selbstverständlich gestaltete die ebenfalls mit einer besonders klaren Stimme gesegnete Anna Lucia Richter (26) eine gefühlsbetonte Geliebte. Dass Orfeo sie nicht anblickt, trieb sie auch vokal zu kleinen Wutausbrüchen, so im aufbrausenden „Che fiero momento“. All die Emotionen waren natürlich exzellent in die Gesangslinie eingebunden. So muss es sein.

Wohlklang versprühte an diesem Abend aber auch die zunächst von der Bühnentreppe hinuntersingende Laura Verena Incko als Amor. Sie mischte sich vom Timbre her ideal in das Gesangstrio. Die drei so schönen, jugendlichen Stimmen harmonisierten perfekt.

Die düsteren Klänge der Unterwelt wurden von Chor und Orchester genauso ausgearbeitet wie die weiche Begleitung in den ariosen Partien und Arien. Wunderbar die Soli der Holzbläser, hervorzuheben etwa Oboistin Claire Sirjacobs oder Flötist Michael Schmidt-Casdorff. Besonders Rüdigers fließende Tempi, in der Ouvertüre rasant vorantreibend, sorgten für eine schöne Grundspannung. Erst im finalen Triumph auf Amor löste sich alles zum glücklichen Ende.

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