Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys feiern in der ausverkauften Bonner Oper ein Fest für Nostalgiker

BONN · Ein Abend voller Überraschungen: Der überaus gekonnt zwischen ironischer Noblesse und gepflegtem Klamauk ausbalancierte Reigen beinhaltet Perlen vergangener Tanzmusik-Dekaden. Zum Träumen schön.

 Zwischen Noblesse und Klamauk: Ulrich Tukur.

Zwischen Noblesse und Klamauk: Ulrich Tukur.

Foto: THOMAS BRILL

Ein Abend mit Ulrich Tukur und den Rhythmus Boys? Steckt voller Überraschungen. Nach schrägen Tönen am Klavier und maliziösen Kommentaren des Bonner-Oper-Debütanten Tukur zur Spielstätte (Entstehung im "Hochbarock", nach Renovierung "Gelsenkirchener Barock") läuft ein Hund auf die Bühne, der offensichtlich auf den Namen Toto hört.

Tukur nennt ihn jedoch "Die Bestie aus dem Urwald". Dieser Spitzname mag sich dem Zuschauer zwar nicht so recht erschließen; Toto sichert sich jedenfalls zwei Leckerli aus Tukurs Smokingtaschen für zwei richtige (gebellte) Antworten auf zwei Quizfragen, was ein hervorragender Schnitt ist. Dann macht sich die "Urwaldbestie" aus dem Bühnenstaub.

Inzwischen haben auch die Rhythmus Boys ihre Plätze eingenommen: Ulrich Mayer (Gitarre), Kalle Mews (Schlagzeug) und Günter Märtens (Kontrabass). Der Konzertabend in der Reihe "Quatsch keine Oper!" von Theater Bonn, Pantheon und Rita Baus Kulturproduktion trägt den Titel "Musik für schwache Stunden", er ist ausverkauft - und ein Fest für Nostalgiker.

Tukur spuckt in Zeitlupe neben seinen Klavierhocker

Der überaus gekonnt zwischen ironischer Noblesse und gepflegtem Klamauk ausbalancierte Reigen beinhaltet Perlen vergangener Tanzmusik-Dekaden wie "Ein Señor und eine Señorita" (1938), die federnd-kecke Nummer "A Continental" (1934) oder den Johannes-Heesters-Oldie "Liebling, was wird nun aus uns beiden?". Nach dem Ralph-Benatzky-Stück "Ich steh' im Regen", das durch Zarah Leanders Interpretation populär wurde, spuckt Tukur in Zeitlupe neben seinen Klavierhocker.

Wie eingangs formuliert: Es ist ein Abend voller Überraschungen. Neben dem Piano bearbeitet der Wahl-Venezianer Tukur auch das Akkordeon und die Hammond-Orgel, so etwa für seine Eigenkomposition "We're Having Fun On The Titanic". Einen Sonderapplaus verdient sich Schlagzeuger Mews für seine Dschungeltierlaute.

Als dänisches Artistentrio verdingen sich die Rhythmus Boys ebenso wie als dänische Astronauten-Akrobaten, herrlich entrückte Zwischennummern. Musikalisch wird ferner aufgetischt: der Charleston "Nobody But Me", "Zwei in einer großen Stadt" (Romantik pur!) und "Das Nachtgespenst" von Friedrich Hollaender. Zwei Zugaben. Eine groteske Achterbahnfahrt: "Old MacDonald Had A Farm". Und eine tief berührende Instrumentalversion des Klassikers "La Paloma". Zum Träumen schön.

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