Umjubelte Eröffnung des A-cappella-Festivals im Pantheon

Martin O. aus Schweiz spielt komplette Autobahn am frühen Morgen - Programm: "Der mit der Stimme tanzt" - Massiver Einsatz von Technik

Bonn. Im Publikum herrscht Totenstille. Dann plötzlich ist das Lied vorbei, und die Leute brechen in begeisterten Applaus aus, jubeln und verlangen nach mehr. Und das schon nach dem ersten Lied des Abends. Der Schweizer Martin O. eröffnete das diesjährige A-cappella-Festival im Pantheon furios mit seinem Programm "Der mit der Stimme tanzt". Was der Mann mit dieser Stimme anstellt, muss man gesehen haben, um es zu glauben.

Schon als Mitglied der viel gelobten A-cappella-Gruppe "Hop O' My Thumb" verließen Martin O. und seine Kumpane sich auf die Hilfe eines gewissen Gerätes auf der Bühne. Gerade auch als Solokünstler arbeitet der St. Gallener mit dem Multiplex Loopsampler, wie er seinem Publikum auch erläutert. "Ich möchte gerne, dass ihr versteht, was ich hier tue", sagt er und präsentiert seine "sieben blaue Nöppel".

Mit diesen Knöpfen kann er Tonfragmente aufnehmen und ad infinitum wiederholen, sie übereinanderlegen oder wieder ausschalten. Die Spielvarianten erlauben es ihm, immer komplexer werdende Klangwelten aufzunehmen und zu erweitern. Damit kreiert er vor allem Songs, bietet eine ausgefeilte, schwytzerdütsche Variante von "I'll Be Watching You" ("Irch loag dir zua") oder springt von "Words" in "Tears in Heaven" oder aber er präsentiert etwas völlig Eigenes.

Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt, obwohl er fast ausschließlich seinen Mund als Instrument verwendet, nur immer neue Loops in die Mauern aus Klängen einflechtet. Auch andere Spielereien sind kein Problem. Martin O. spielt eine komplette Autobahn am frühen Morgen mit dem immer dichter werdenden Verkehr oder nimmt ein rätselhaftes Hörspiel auf, zu dem er im zweiten Durchgang Sinn stiftende Gesten zufügt. Puristen könnten die Frage aufwerfen, ob dieser massive Einsatz von Technik noch A cappella zu nennen ist.

Tatsächlich ist, was Martin O. da zeigt, in der Form eigentlich unvergleichlich und lässt sich daher schlecht in eine Schublade ordnen. Man mag nicht wirklich sagen, ob es innovativ ist, denn andere haben schon lange vor ihm mit Loops Musik erzeugt. Wie Martin O. aber aus Liveloops, etwas Tanz, Humor, viel Charme und vor allem seinem Mundwerk eine Show zaubert, ist einzigartig und für das Publikum im Pantheon restlos begeisternd.

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