Bonner Oper " Umjubelte Premiere von "María de Buenos Aires"

Bonn · Bei der jüngsten Premiere am Boeselagerhof gab ein Bandoneon den Kammerton an. Und nach knapp zwei Stunden stand das Publikum begeistert im Parkett und skandierte "Zugabe". Um eine echte Rarität ist der Bonner Spielplan bereichert: Astor Piazzollas "Tango Opertia" auf ein Libretto von Horacio Ferrer, "María de Buenos Aires", ist in einer halbszenisch konzertanten Produktion hier zu erleben.

 Dunkles Timbre: Luciana Mancini als María.

Dunkles Timbre: Luciana Mancini als María.

Foto: Thilo Beu

Piazzolla hat dem Tango aus den Spelunken und Bordellen der Vorstädte aufs Konzertpodium verholfen, sein "Tango Nuevo" ist gleichsam die Nobilitierung jenes argentinischen Blues. Von niemand Geringerem als Nadia Boulanger wurde der Komponist 1954 in Paris bestärkt, stilistisch nicht den zeitgenössischen Klassikern nachzueifern, sondern seinem wirklichen Metier, dem Tango, treu zu bleiben. Ferrers Vorlage der 1968 in Buenos Aires aus der Taufe gehobenen "Operita" trägt die surrealistischen Züge eines Luis Buñuel und thematisiert gleichsam das Mysterium der Weiblichkeit, wobei die oratorienhafte Anlage einerseits für Distanz und einen objektivierenden Blickwinkel sorgt, andererseits der facettenreichen Magie des Tango zu authentischem Ausdruck verhilft.

Beschworen wird das Leben einer "María", die über ihr Geschlecht dazu verdammt ist, sich immer wieder selbst, immer wieder neu zu erschaffen. Auch der "Schatten" Marías, Wiedergänger nach ihrem Tode, ist - ein Seitenhieb auf die Christologie - nicht in der Lage, einen Jungen (das Jesuskind) zu gebären.

Erzählt und dramaturgisch zusammengehalten werden diese Momentaufnahmen aus Marías Dauerexistenz durch die Sprechrolle des Geists (El Duende), die von Daniel Bonilla-Torres in eindrucksvoller Intensität verkörpert wird. Im wahrsten Sinne Verkörperung findet vor allem aber die Figur der María durch die mit dunklem Timbre lasziv singende sowie die einerseits auf Distanz bedachte, andererseits aber die erotisierende Choreografie des Tangos hinreißend markierende Luciana Mancini. Dritter im Bunde der für diese Produktion eingedampften Personnage ist der wunderbar lyrische Tenor Johannes Mertes als Sänger (Cantor).

Die musikalische Leitung lag in Händen von Christopher Sprenger. Unter ihm zeigte sich die Streicherformation aus Musikern des Beethoven Orchesters - tango-versiert - von allerbester Seite. Für solistische Akzente sorgten zudem die Flötistin Mariska van der Sande und Konzertmeister Mikhail Ovrutsky. Die archetypische Klangfarben-Rhythmik aber lieferten Lothar Hensel, Bandoneon, Christian Kiefer, akustische Gitarre, und Thomas Wise, Klavier. Der vehementen Forderung nach einer Zugabe entsprach das Ensemble mit der Wiederholung des Auftritts-Chansons der Protagonistin: "Yo soy María". Gandios!

Wieder am 9. und 30. Januar. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen und unter www.bonnticket.de.

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