Und am Ende stehen sie fast "puddelrüh" da

600 ausgelassene Fans in der Remagener Rheinhalle singen fast jeden Song von "Brings" mit - Harter Rock vom Feinsten und melodiöse Balladen wechseln bei dem Quintett

  Da waren sie noch adrett:  Mit Anzug und Weste, Schlips und Kragen begann "Brings" das Konzert, eher locker und schließlich in Unterhosen und Strümpfen standen die Musiker am Schluss auf der Bühne.

Da waren sie noch adrett: Mit Anzug und Weste, Schlips und Kragen begann "Brings" das Konzert, eher locker und schließlich in Unterhosen und Strümpfen standen die Musiker am Schluss auf der Bühne.

Foto: Vollrath-Pressebild

Remagen. Na klar. "Superjeilezick" bringt die Halle endgültig zum Toben. Die Fans im Publikum und die völlig losgelösten Musiker auf der Bühne bilden den größten Chor Remagens. Ein lautstarkes musikalisches Zwiegespräch, ein furioses Finale des Konzertes von "Brings". Rock vom Feinsten, laut, hart und exakt gespielt, die 600 Zuhörer gehen vom ersten Ton an mit.

Es sind die "harten" Fans, sie lieben die Band, kennen jeden Song, wissen schon nach wenigen Tönen, welches Lied kommt. Bei weitem nicht nur Remagener, vielmehr Anhänger des kölschen Quintetts aus dem ganzen Rheinland drängen sich vor der Bühne, sorgen gleich für Begeisterung, johlen und klatschen laut. Der Funke springt gleich über.

Wehe dem, der bei "Brings" eine Mischung aus Kölsch und Karneval erwartet. Feinsten fetzigen Rock ohne Schnörkel, harte Songs und sentimental-starke Balladen wechseln sich bei der Band ab, die nun schon über elf Jahre durch die Lande tingelt. Mehr am Rhein, aber auch in ganz Deutschland kennt man die Truppe um Sänger Peter Brings, mit Bruder und Gitarrist Stephan, Kai Engel am Keyboard, Christian Blüm am Schlagzeug und Harry Alfter an der Gitarre.

Dass Drummer und Keyboarder mit einem Ex-Arbeitsminister und einem Ex-Bläck-Fööss bekannte Väter haben, weiß man, aber es spielt bei "Brings" absolut keine Rolle, wer wer ist. Die Band bringt eine perfekte Show, jeder ist top drauf, spielt seinen Part sauber und gekonnt. Dabei ragt der Frontmann Peter ein wenig selbstverliebt heraus, zieht eine kräftige Schau ab. Aber er ist auch eine optimale Besetzung als Sänger, die Stimme passt zu den kölschen Tönen und zu den harten Passagen, seine Gestik und seine tänzerischen Einlagen sind sehenswert.

Woran es "Brings" mangelt, ist die Sprache. Nicht, dass das Kölsche nicht gefällt, es ist nur einfach schlecht zu verstehen. "Das habe ich schon von früheren Konzerten immer wieder gehört. Es liegt nicht an der Akustik in der Rheinhalle. Die Band versteht man kaum. Warum auch immer", bedauert Martin Tillmann, der städtische Event-Veranstalter und Verkehrsamtsleiter. Das aber stört im Publikum kaum jemanden. Lautstark werden die Lieder mitgesungen, man kennt die Songs halt. Dazu glitzerten Wunderkerzen, Feuerzeuge leuchteten hin und her.

Übrigens. Beim "Brings"-Konzert kann man ruhig etwas später kommen, man sollte aber keineswegs zu früh gehen. Denn dann verpasst man den etwas anderen Auftritt der Fünf. Gemäß ihrer neuen Tour-CD "Puddelrüh", was so etwas wie "splitternackt" auf Kölsch heißt, kommen die Rocker nämlich fast genauso zur vorletzten Zugabe nach vorne. Mit poppigen Unterhosen geht die Post ab, ausgelassenes Gekreische aus dem Publikum quittiert diesen Auftritt. Wem''s gefällt.

Zu diesem Zeitpunkt hat das lautstarke Quintett schon mit hartem Rock, der in Manier der 60er bis 70er Jahre daherkommt, das wippende Völkchen vor der Bühne mitgerissen. Meist im Alter "locker-legeres Mittelalter" haben Mütter und Väter wohl die Pänz zu Hause gut versorgt und gönnen sich einen Abend in schöner Erinnerung. "Brings" sind aktuell, aber auch nostalgisch im besten Sinne. Ihr Sound fliegt den Fans um die Ohren, und die stimmen mit ein. Die Texte erzählen von nicht immer gerade jugendfreien Erlebnissen. Und man nimmt den Hauptdarstellern da oben ab, dass sie wissen, wovon sie singen.

Sei''s drum. Zweieinhalb Stunden ohne Pause vergehen schnell, viel zu schnell, wenn "Brings" abrockt. Und dann sind sie weg, doch nicht wirklich. Denn das Lied, das eine eben, haben sie noch nicht gespielt, ihren Erkennungssong.

Dann stimmen die 600 im Saal eben "Superjeilezick" an, so lange, bis die Band wieder kommt und sich erbarmt. Doch sie müssen nur zu den Instrumenten greifen, das Singen übernimmt wieder der stimmgewaltige Chor vor der Bühne. Man kennt ihn halt, den Song. Die Band spielt das Lied nicht, es zelebriert es regelrecht. Wieder verschwinden die Musiker und lassen sich dennoch wieder bitten.

Mit "Steht auf, wenn ihr Kölner seid" holen die Fans ihre Truppe wieder nach vorne, die nächste Zugabe ist fällig, das Publikum ist eine nur noch rhythmisch wogende begeisterte Menge. Drei Stunden Rock sind vorbei, heisere Stimmen, mehrere Stunden dumpfe Ohren, aber eine tolle Stimmung. Wer war nun besser, das Publikum oder die Band? Man kann es nicht sagen, sie brauchen sich gegenseitig und waren Klasse, die 600 vor und die fünf auf der Bühne.

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