Mick Hucknall von Simply Red Und danach geht's zurück zur Familie

Köln · Wenn einen der Ehrgeiz mal gepackt hat... Eigentlich hatte Mick Hucknall seine Band Simply Red 2010 in den Ruhestand geschickt. Zum 30-jährigen Jubiläum des ersten Albums "Picture Book" ließ er sich dann doch noch einmal zu einer Tour überreden, die ihn am 7. November auch nach Köln bringen wird.

 Gespräch im Kölner Hyatt: Simply-Red-Frontmann Mick Hucknall.

Gespräch im Kölner Hyatt: Simply-Red-Frontmann Mick Hucknall.

Foto: Inga Geiser

"Ich dachte, die Plattenfirma wird passend dazu eine weitere Greatest Hits-CD rausbringen wollen", erzählt der 54-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung im Kölner Hyatt. Um dieses Vorhaben für die Fans aufzupeppen, wollte er "ein, zwei neue Songs schreiben". Und als er dann beim dritten war, "dachte ich, es wäre doch eine Herausforderung, gleich zwölf zu schreiben und ein ganzes Album zu machen". Gesagt, getan, veröffentlicht: Das Resultat "Big Love" ist wie die anderen zehn Studio-Alben zuvor in die deutschen Top-Ten gekommen. Nicht schlecht für ein Zufallsprodukt.

Höhepunkte sind das Titelstück "Big Love", in dem Hucknall über "meine Frau, unsere Tochter und uns als Einheit singt" und das ergreifende "Dad" über seinen vor sechs Jahren verstorbenen Vater. "Meine Eltern trennten sich, als ich drei war. Und weil ich keine Geschwister und auch keine Großeltern hatte, gab es nur ihn und mich. Er war meine Familie." Und auch deshalb sei die Geburt seiner Tochter Romy 2007 und die Heirat mit Ehefrau Gabriella 2010 "wirklich eine große Veränderung" für ihn gewesen.

Und einmal mehr gilt: Wo Simply Red drauf steht, steckt Mick Hucknall drin. Dennoch stünde für ihn nicht zur Debatte, solo aufzutreten und Hits wie "Holding back the years" oder "Fairground" zu singen. "Wie alle Engländer, die in den 60ern geboren wurden, wollte ich Teil einer Band sein - wie die Stones, die Beatles oder Led Zeppelin." Nach ein paar Jahren Simply Red stellte sich aber heraus, dass die Plattenfirma auf ihn setzte, die Medien ihn interviewen wollten - und er auch der einzige Songschreiber der Band. "Ich hatte keinen John Lennon, keinen Paul McCartney oder einen George Harrison", beschreibt er seinen Situation ohne musikalisches Gegengewicht. "Ich musste umdenken!" Fündig wurde er im Jazz und fungierte fortan "so wie Miles Davis oder Duke Ellington als Bandleader, mit Musikern, die kommen und gehen".

Und wie geht es nach der Welttournee, die bis Ende 2016 laufen soll, weiter? Wohl nicht mit einer neuen CD. ",Big Love' habe ich gemacht, um das 30-jähriges Jubiläum zu feiern, vielleicht mache ich zum 40-Jährigen noch einmal eine CD - aber sicher nicht dazwischen." Da scheint jemand zu sprechen, der nicht von der Bühne infiziert ist. "Nein, das war ich nie. Ich konnte schon immer gut in mein Privatleben verschwinden."

Und dann beschäftigt er sich auch mit, wie er sie nennt "philanthropischen Projekten" - als da wären ein Weinberg in Sizilien und ein Fluss in Nordirland, an dem er zusammen mit seinem Simply-Red-Kollegen Chris De Margary die Fangrechte hat, die an Touristen vermietet werden. Und der philanthropische Aspekt? "Es sind beides Gegenden, die Probleme mit Gewalt und Terrorismus haben. Und im Fluss Finn haben wir die Lachspopulation schon verdoppeln können", berichtet er stolz. Und wie sieht's beim Weinanbau am Ätna aus? "Damit kann man kein Geld verdienen, Wein ist einfach mein Hobby."

Lanxess-Arena, 8. November: Simply Red. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen

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