Unterhaltsame Spekulationen

Stefan Mickisch erklärt Beethovens Sinfonien in der Aula der Bonner Universität

Bonn. Auch in Bonn hat Stefan Mickisch, bekannt durch seine Einführungsvorträge bei den Bayreuther Festspielen, eine feste Fangemeinde gefunden, die ihm die Treue hält. Trotzdem war die Aula der Universität nur gut zur Hälfte besetzt, als Mickisch im Rahmen einer Matinee über Ludwig van Beethovens zweite und siebte Sinfonie plauderte.

Dem Missionierungseifer Mickischs, mit dem er den musikalischen Zusammenhängen der beiden Sinfonien mit dem Rest der Musikgeschichte nachging, tat dies jedoch keinen Abbruch. In gewohnt launiger Manier kam er vom Hölzchen aufs Stöckchen, fing bei Beethoven an und landete schließlich bei Schubert und Grillparzer, die beim Heurigen zechen.

Mickisch beherrscht zweifelsohne die Kunst des Abschweifens und anekdotischen Erzählens. Dabei schießt er auch gerne mal ein wenig übers gut gemeinte Ziel hinaus, etwa wenn er die Einleitungen der an diesem Morgen behandelten Sinfonien in reichlich pauschaler Manier in Minuten angibt - Takte wäre hier wohl angesichts erheblich divergierender Tempi unterschiedlicher Interpretationen die angemessenere und genauere Maßeinheit.

Auch weisen beileibe nicht alle Sinfonie-Finali die Rondoform auf, wie Mickisch es in einem nonchalant eingefügten Nebensatz mal so eben postuliert. Derlei Ungenauigkeiten und Verallgemeinerungen mögen zwar eingängig sein, richtig sind sie aber selten.

Bei der beliebten Frage, wer von wem welche Melodie geklaut hat, fördert Mickisch immer wieder Erstaunliches zu Tage. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, ob er mitunter nicht Äpfel mit Birnen vergleicht oder ob ein bestimmtes Ei unbedingt von einem ganz bestimmten Huhn sein muss, schließlich sind sich Eier einer Hühnerrasse per se schon relativ ähnlich. Hier bewegt sich Mickisch oft im Spekulativen und findet dass, was er finden will. Aber auch das kann ja sehr unterhaltsam sein.

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