Filmkonzert in der Kölner Philharmonie Unverfroren

Frankfurt am Main · Der erfolgreiche Animationsfilm „Die Eiskönigin“ von Disney kommt mit Orchester und Musicalsängern in die Kölner Philharmonie.

 Das Sound of Hollywood Symphony Orchestra begleitet den Disney-Welterfolg „Die Eiskönigin“

Das Sound of Hollywood Symphony Orchestra begleitet den Disney-Welterfolg „Die Eiskönigin“

Foto: Disney

Operncafé: Von der hohen Altbaudecke hängen riesige Stofflampen herunter, die Zylindern nachempfunden sind. Unter diesen Zylindern herrscht quirliges Treiben an einem Abend Anfang Februar. Die italienischen Kellner bringen Scampi, Pasta und Vino rosso an die Tische. Dann geht die Tür auf, und Helmut Imig betritt das Restaurant. Die Gäste spenden dem Maestro spontan Applaus, einige erheben sich von ihren Stühlen. Imig trägt ein edles Sakko, Seidentuch und ein Lächeln im Gesicht. Als er feststellt, dass sein Sitznachbar im Operncafé Autor des Bonner General-Anzeigers ist, wird sein Lächeln noch heller. „Meine Familie hatte 80 Jahre lang den General-Anzeiger zu Hause, Tag für Tag.“ Aber erst einmal unterhalten wir uns über eine bezaubernde junge Dame mit ganz außergewöhnlichen Fähigkeiten und unverfrorenem Charme – die Eiskönigin.

Zwei Stunden zuvor und 50 Meter weiter in der Alten Oper von Frankfurt. Das prachtvolle Haus ist mit 2200 Zuschauern ausverkauft. In den Zuschauerreihen sitzen viele kleine Eisköniginnen ganz unruhig auf ihren Plätzen und fiebern dem Beginn entgegen. Diese Mädchen zwischen vier und 14 Jahren tragen voller Stolz hellblau-türkise Kostüme, teilweise Perücken mit langem blonden Zopf und Diadem. Es finden sich aber auch einige erwachsene weibliche Fans, die ihrem Idol optisch nacheifern.

Auf großer Leinwand wird gleich der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten gezeigt: Disneys „Die Eiskönigin“. Allein in Deutschland strömten knapp fünf Millionen Zuschauer in die Kinos, um das zauberhafte Märchen nach Motiven von Hans Christian Andersen zu sehen. 2014 wurde der Film mit zwei Oscars in den Kategorien Bester Animationsfilm und Bester Filmsong („Let It Go“) ausgezeichnet. Aber an jenem Abend in der Alten Oper wird nicht bloß der Film per Beamer auf die Leinwand geworfen. Helmut Imig, seit 30 Jahren ausgewiesener Filmmusik-Spezialist, dirigiert das Sound of Hollywood Symphony Orchestra mit Chor und bringt die ergreifende Musik zur Aufführung – während der komplette Film in deutscher Sprache zu sehen ist. Vier Gesangssolisten interpretieren simultan die Hauptrollen.

Regisseur Christoph Hagel hat sich einige Gimmicks einfallen lassen, die den Film lebendig werden lassen: So tragen die Sängerinnen und Sänger des Chors auf ihren Schultern Eisblöcke durch den Saal auf die Bühne – passend zur Eingangssequenz des Films, in der Eisstücke aus einem zugefrorenen See geschnitten werden. Später setzen sich die Sängerinnen für die Szene mit den knuffigen Trollen grüne Stachelhaarperücken auf.

„Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen reinem Konzert und dem, was auf der Bühne passiert“, sagt Christoph Hagel nach der Vorstellung beim Abendessen. Der Berliner Opernregisseur hat bei Leonard Bernstein studiert und erhielt 2010 den Echo als künstlerischer Leiter des Crossover-Projekts „Flying Bach“. Die „Eiskönigin“ stammt aus dem Hause Walt Disney. Gab es Vorgaben vom Mäusekonzern? „Disney wollte keinen Olaf auf der Bühne, was ich ein bisschen schade fand“, gibt sich Hagel als Fan des putzigen kleinen Schneemanns zu erkennen. „Aber das war auch schon die einzige Vorgabe.“

Hagel ist voll des Lobes für sein Solisten-Quartett, das die Hauptfiguren zum Leben erweckt: „Das ist die Crème der jungen Musicalsänger in Deutschland.“ Die aus Wien stammende Nazide Aylin singt Elsa, die Titelfigur. Als sie während der Aufführung durch die Parkettreihen schreitet und ihren langen Mantel abstreift, halten nicht nur die zahlreichen kleinen Eisköniginnen im Publikum den Atem an. Zum Vorschein kommt ein hellblaues Glitzerkleid, und als sie mit ihrem kraftvollen Sopran das gesamte Opernhaus vergoldet, fegen Begeisterungsstürme durch die Reihen: Die Eiskönigin ist lebendig geworden.

„Es ist kein Gegen-, sondern ein Miteinander“, beschreibt Nazide Aylin im Operncafé die Aufgabe, sich neben der Animations-Eiskönigin auf der großen Leinwand zu behaupten. Dazu muss sie mit den anderen Musicalsängern Lucy Scherer (Anna), Lars Redlich (Olaf und Kristoff) und Rupert Markthaler (Hans) interagieren – auf der Bühne, im Publikum, auf der Empore. „Es ist eine absolute Herausforderung, auf große Entfernung mit den Kollegen zu singen“, erklärt Nazide.

Und die Geschichte? Nachdem das ganze Königreich Arendelle in eine eisige Winterwelt verzaubert wurde, wartet eine große Aufgabe auf die furchtlose Königstochter Anna. Sie soll ihre Heimat aus dem frostigen Griff ihrer Schwester, der Eiskönigin Elsa, befreien. Begleitet wird sie dabei von dem zuverlässigen Kristoff, dessen treuem Rentier Sven und dem warmherzigen Schneemann Olaf. Demnächst auch ganz unverfroren in der Kölner Philharmonie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Horror, Fußball und Mörderinnen
„Internationales Frauenfilmfestival“ in Köln und Dortmund Horror, Fußball und Mörderinnen
Zum Thema
Aus dem Ressort