Unwirklicher Realismus

Kreismuseum Neuwied zeigt Arbeiten der Malerin Elke Sobotka

Neuwied. Einige Experten meinten sogar Marke, Modell und obendrein Baujahr jener Autos auf den Ölbildern identifiziert zu haben, die Elke Sobotka an Autobahntankstellen oder vor dem Industriegelände parken lässt. Aber es geht der in Bonn und Neuwied lebenden Künstlerin gar nicht so sehr um unbedingte Authentizität oder Wirklichkeitsprotokoll der Orte, die sie zunächst mit der Kamera aufsucht und mit den Augen der Malerin ablichtet. Obgleich des öfteren mit dem Etikett Fotorealismus versehen, kommt es der 1965 in St. Veit/
Österreich geborenen Künstlerin eher darauf an, das vielgestaltige, facettenreiche Erscheinungsbild gewohnter Anblicke herauszuschälen und ebenso deren schwankende Wirklichkeitsgrade herauszufiltern.

Allein die Wahl eines Blickwinkels auf etwa "Klärwerk 1a" oder "Wesseling", der oft angeschnittenen Umweltausschnitte und deren durchgespielte Sichtweisen offenbaren leise Korrekturen und Manipulationen der Fotovorlage. Nicht zuletzt vermitteln Sobotkas Ölbilder atmosphärische Spannung. Was sie interessiert, sind tektonische Konstruktionen, die Körperhaftigkeit geometrischer Formen, wie etwa der Zylinder, oder die geheime Farbigkeit einer sonst so monoton anmutenden Fensterzeile einer Baracke.

Betrachtet man die 15 Exponate von Sobotkas Schau "Werfstraße II", aus der Ferne, so wirken ihre Bildinhalte plastisch, zum Greifen nahe und doch eine Spur unwirklich. Je näher man herantritt, desto mehr verflüchtigen sich scheinbar fest umrissene Konturen. Erst die unmittelbare Begegnung wirft ein Licht auf einen Instinkt für Farbkompositionen, der minutiös abgestimmte Farbabstufungen, etwa trüber blaustichiger Töne, zu unzähligen Öllasuren staffelt.

Kreismuseum Neuwied, Raiffeisenplatz 1 a, Neuwied, bis 11. März. Di-Fr 10-13 und 14 bis 17 Uhr, So 14 bis 16.30 Uhr.

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