Urban Priol präsentiert schwarz-gelbes Schurkenstück

Eigentlich hätte Urban Priol gar keine Zeit haben dürfen, um der Einladung vom Haus der Springmaus in die Bonner Oper zu folgen. Eigentlich sollte er schon längst als Richard III. vor der Kamera stehen. Die Verhandlungen mit MGM laufen. Behauptet jedenfalls Priol.

 Gnadenloses Solo in Bonn: Urban Priol.

Gnadenloses Solo in Bonn: Urban Priol.

Foto: dpa

Bonn. Eigentlich hätte Urban Priol gar keine Zeit haben dürfen, um der Einladung vom Haus der Springmaus in die Bonner Oper zu folgen. Eigentlich sollte er schon längst als Richard III. vor der Kamera stehen. Die Verhandlungen mit MGM laufen. Behauptet jedenfalls Priol.

In der Zwischenzeit könnte er das Schurkenstück ebenso gut mit deutschen Akteuren besetzen - vornehmlich aus den Reihen der schwarz-gelben Koalition. "Wie im Film": So heißt das neue Soloprogramm des fränkischen Kabarettisten, der sich jetzt bei "Quatsch keine Oper" in Topform präsentierte.

Und der diesen Abend bestreiten kann, ohne sich wegen eventueller Plagiatsvorwürfe Sorgen machen zu müssen. "Das Studium hab' ich noch rechtzeitig vor der Prüfung geschmissen, und mit meinem Taxischein ist, soweit ich weiß, auch alles ok", fügt Priol mit verschmitztem Lächeln hinzu. Ganz so harmlos geht dieser Abend allerdings nicht weiter.

Zwar wäre es ein wenig vermessen, den skrupellosen König aus Shakespeares Drama zum Vergleich heranziehen zu wollen. Aber gnadenlos ist Priol durchaus auch: und das sowohl mit den gewählten Volksvertretern als auch mit denen, die sich von ihnen (ver)treten lassen. Die in Guttenberg eine Galionsfigur sehen wollten und die Kanzlerin für eine moderate Politikerin von Format halten.

"Ob Demokratie oder Lotto: Kreuzchen machen bringt sowieso nichts". Solch kleinbürgerliche Resignation, begleitet von grenzdebilem Lachen und Schulterzucken, ist eine brillante Karikatur für sich. So exakt auf den Punkt, dass man am liebsten Augen und Ohren verschließen würde.

Dann jedoch könnte einem einiges entgehen. Die Spielfreude jedenfalls ist Priol jederzeit anzumerken. Seine Herbert-Wehner-Parodie lässt nicht umsonst die Sehnsucht nach den Zeiten aufkommen, als Politiker noch Charakterköpfe auf den Schultern trugen und es nie und nimmer nötig gehabt hätten, sich von "Chefbespeichlern" in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben loben zu lassen. Lang, lang ist's her.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Urban Priol! 50 Jahre, das sieht und merkt man ihm wahrlich nicht an. Na gut - Halbglatze, Brille, leicht untersetzt; aber ansonsten: buntes Hawaii-Hemd, wirres, nach hinten und oben abstehendes Haar. Und erst die Sneakers: mit schwarzen, gelben, roten und grünen Streifen, wobei die Farben der "schwarz-gelben Schönwetter-Combo", wie er sie nennt, genauso wie in seinem Politkabarett deutlich überwiegen.

Seine Verwandlungsfähigkeit: verblüffend. Wie Urban Priol innerhalb von Sekunden abwechselnd nur mit Mimik, Gestik und Stimme verschiedene Spitzenpolitiker persifliert, das macht ihm so schnell keiner nach. Seine Kondition: beneidenswert. Drei volle Stunden tigert er auf der Opernbühne hin und her.

Immer ist er mit Armen und Händen in Bewegung. Er gönnt sich nur wenige kurze Pausen: für einen kräftigen Schluck Weizenbier - nach drei Stunden ganz schön warm und abgestanden. Da hat er sich auf jeden Fall ein kühles Kölsch verdient. Ein Prost auf seinen 50.!

Familien machen Zeitung GA-Familienmitglied Axel Cäsar gratuliert Urban Priol zum 50. Geburtstag und lobt die Verwandlungsfähigkeit des konditionsstarken Politkabarettisten.

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