Ursula Priess auf Bouvier-Literaturbühne

"Ich suchte einen Ort, wo ich nicht wusste, was auf mich zukam." Ursula Priess wurde in Istanbul fündig. Von 1992 bis 1994 lebte die Tochter von Max Frisch in der Millionenstadt am Bosporus; später kehrte sie für Recherchen noch einmal für ein halbes Jahr dorthin zurück.

Bonn. "Ich suchte einen Ort, wo ich nicht wusste, was auf mich zukam." Ursula Priess wurde in Istanbul fündig. Von 1992 bis 1994 lebte die Tochter von Max Frisch in der Millionenstadt am Bosporus; später kehrte sie für Recherchen noch einmal für ein halbes Jahr dorthin zurück.

Ihre literarische Hommage an die türkische Metropole, "Mitte der Welt - Erinnerungen an Istanbul", stellte Priess mit dem leisen Charme einer Weltbürgerin mit Schweizer Wurzeln auf der Bouvier-Literaturbühne vor. Die 67-jährige Autorin studierte Literaturwissenschaft, dann folgten Ausbildung und Arbeit als Heilpädagogin in Schweden, Schottland und Deutschland sowie längere Aufenthalte in Indien und Pakistan.

2009 sorgte die vierfache Mutter mit ihrem Buch "Sturz durch alle Spiegel", in der sie sich mit dem komplizierten Verhältnis zu ihrem berühmten Vater auseinandersetzt, für Aufsehen in der Literaturszene. Ihr Istanbul-Porträt ist eine faszinierende Sammlung aus intensiven Beobachtungen und Erlebnissen; Priess' Erzählstil erscheint sinnlich und farbenfroh, stets detailreich und immer mit großem Gespür für kleine Zeichen und unscheinbare Gesten.

So erwiesen viele Türken Frauen deutlich mehr Respekt als etwa in Deutschland: "Ich wurde auch ohne Minirock und auch als nicht mehr ganz junge Frau unendlich viel mehr wahrgenommen", berichtet die Autorin nach der Lesung.

Ursula Priess: Mitte der Welt. Erinnerungen an Istanbul. btb Verlag, 224 Seiten, gebunden; 19,99 Euro

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