Konzert „Um Elf“ mit dem Beethoven Orchester Vadim Gluzman begeistert sein Publikum

Geiger widmet das Konzert seinem Mentor Isaac Stern. Wegen der Corona-Pandemie wurde das Programm zwei Mal gespielt.

 Virtuoser Geiger: Vadim Gluzman

Virtuoser Geiger: Vadim Gluzman

Foto: Marco Borggreve

Unter dem Motto „Rückblick nach vorn“ hatte das Beethoven Orchester Bonn (BOB) sein Programm der ausgefallenen Japan-Tournee für das am Wochenende zwei Mal gespielte „Um Elf“-Konzert in der Aula der Bonner Universität „retten“ können: Alfred Schnittkes „Suite im alten Stil“ und Peter Tschaikowskys äußerst beliebte Streicherserenade op. 48 mit ihren Rückwärtsbezügen und dem Blick in die jeweilige Gegenwart dieser Komponisten bildeten den Rahmen um Wolfgang Amadeus Mozarts Violin-Konzert D-Dur KV 218.

Ballett ohne Tänzer

Dass Musik stets im Kontext von Musik „funktioniert“, wird vor allem beim Polystilisten Schnittke deutlich. Er beruft sich formal wie klangästhetisch auf Igor Strawinskys Ballettsuite „Pulcinella“, die ihrerseits wiederum auf das Barockzeitalter eines Giovanni Battista Pergolesi rekurriert. Zum musikalischen Dreisatz werden Schnittkes 1977 ursprünglich für Violine und Klavier konzipierten und zehn Jahre später von Vladimir Spiwakow für Kammerorchester ausgesetzten stilisierten Barocktänze in der finalen „Pantomime“, die sie postmodern verfremdet ausklingen lässt. Grandios musiziert von den Musikerinnen und Musikern des BOB, Cembalo begleitet und mit leuchtend hervortretender Oboe. Geleitet wurden sie hierbei vom ersten Pult aus, für welches als Gast der israelische Geiger Vadim Gluzman verpflichtet worden war.

Als zugleich leitender Solist war dieser dann im makellos musizierten, im Ganzen aber ein wenig aseptisch wirkenden Mozart-Konzert zu hören. Große Virtuosität in den Kadenzen. Gewidmet hatte Gluzman das Programm seinem 2001 verstorbenen Lehrmeister Isaac Stern, der im vergangenen Juli 100 Jahre alt geworden wäre.

Was Tschaikowskys Blick „nach vorn“ betrifft, so reicht dieser nur in seine eigene Gegenwart. Vor dem Hintergrund der emotionalen Untiefen seines sinfonischen Œuvres kommt diese Hommage an das Serenadenzeitalter Mozarts als zuckersüß einschmeichelndes Produkt der Romantik rüber – Tschaikowsky „light“ sozusagen. Obzwar das BOB dem Wunsch des Komponisten nach einem möglichst stark besetzten Streichorchester durchaus nachgekommen war. Viel Applaus aus den coronabedingt übersichtlich besetzten Aula-Reihen.

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