Er kombiniert Aktfotografien mit Reproduktionen aus kunsthistorischen Büchern. Und zeigt seine Bilder in der Bibliothek, wo so mancher Student Manets Werk über Buchreproduktionen kennen lernt. Auf einer weiteren Fotomontage kniet Kappich in der Riesenmuschel Botticellis Venus zu Füßen und rasiert ihre Beine: "Immerhin wirbt man mit dem Namen der Göttin für Rasierklingen."

"Über Tisch und Wände" des Kunsthistorischen Instituts (KHI) verteilt präsentiert die Ausstellungsgruppe Instellationen der Klasse Norbert Radermacher von der Kunsthochschule Kassel. Die Kunststudenten haben sich monatelang an Architektur und Inneneinrichtung des KHI angenähert. Die Arbeiten bekommen "ihre Berechtigung aus dem Ort, an dem sie sich befinden", sagt Radermacher.

Witz und Understatement kennzeichnet den Dialog der Studenten mit Bibliothek, Übungsräumen, Lesesälen. Kathrin Ziggel versteckt kleine Fimoskulpturen in den Lampenaufsätzen. Rana Matloub erzählt über Kopfhörer Alltagsgeschichten zu Flugverspätungen und Wassermelonen.

Einige Arbeiten gehen weiter, nehmen den Raum in Besitz. So hat Niels Hertel das Oberlicht im Foyer mit einer "Überschrift" im Graffitistil versehen. Andrea Kruse hat Stellfächer für Bücher mit Echtfellimitat ausgeschlagen. In Fach Nummer 112 lehnen Bildbände zur Konzeptfotografie der Bechers jetzt an zotteligem Waschbärpelz.

Ob der Betrachter das Fell als Dekoration oder Störfaktor empfindet, ist Nebensache. Auf den Moment davor, den der Ratlosigkeit und Verwunderung, zielt die Kunst der Radermacher-Klasse ab. Jenseits des Strohhalms der Ikonologie liegt in ihren Augen die Chance, unsere Umwelt neu zu sehen.

Kunsthistorisches Institut der Bonner Universität; bis 10. Juni. Mo-Fr 10-12 Uhr.