Vergessen Sie die Sorgen

James Last begeistert 8 000 Fans mit Chor und Orchester in der ausverkauften Kölnarena: Drei Stunden Programm, Schlager, eine Reise von Abba bis zur Polka und Hits aus berühmten Musicals

  "Mit diesen Musikern macht es immer Spaß" , sagt James Last in Köln - man glaubt es ihm.

"Mit diesen Musikern macht es immer Spaß" , sagt James Last in Köln - man glaubt es ihm.

Foto: Brill

Köln. Erst unlängst erklärte James Last im Gespräch mit dem General-Anzeiger, warum er künftig keine großen europäischen Hallen-Tourneen mehr machen wird: Der finanzielle Aufwand ist einfach zu groß.

Wer jetzt in der Kölnarena die opulente Drei-Stunden-Show (mit Pause) des 77-Jährigen erleben durfte, hat jetzt eine ungefähre Vorstellung davon, warum. Allein die komplette Besetzung mit Chor und Band beziffert sich auf 47 Sänger und Musiker, hinzu kommen 40 Techniker, Spezialisten und Betreuer.

Licht- und Bühnendesign, Ton- und Videotechnik - alles ist vom Feinsten. Zum blinkenden Las-Vegas-Leuchtspektakel mit Video-Einspielungen von Flammen, Regen oder Herzen gesellt sich eine ausgefeilte Pyrotechnik, die mit Feuerfontänen, bengalischen Lichtern und silbernem Funkenregen aufwartet.

Vier Trucks und vier Luxus-Schlafbusse befördern das Personal für diese aufwändige Inszenierung allabendlich von Ort zu Ort. Fünf Wochen lang. An sechs Tagen pro Woche. Durch 30 Städte in Deutschland, die Schweiz, Dänemark und Holland.

Im grün-schwarz changierenden Wildseidenanzug mit geflammter türkisfarbener Weste und (nach der Pause) im weißen Dreiteiler mit Brokat-Optik gibt der hagere Last einen souveränen Bandleader ab. Seine Gesten sind sparsam, der rechte Fuß wippt, der rechte Arm kreist, die rechte Hand schnippt.

Ein wenig steifbeinig ist er geworden, seine Ansagen klingen mitunter etwas abgehackt und das Bücken über den Bühnenrand, um die zahlreichen Hände zu schütteln, die ihm die treuen Fans entgegen strecken, fällt ihm sichtlich schwer. Aber - wie der weißhaarige Wahl-Hamburger es in der ihm eigenen, trockenen Art ausdrückt: "Das hier ist keine Beisetzung - noch lange nicht".

Wer die 8 000 Menschen erlebt, die ab Punkt 20 Uhr gebannt dem Bühnen-Geschehen folgen, die in wilden Applaus ausbrechen, sobald der schneeweiße Gazeschleier fällt und spätestens beim U2-Hit "Vertigo" in Scharen zur Bühne strömen, um dort tanzend "ihrem Hansi" zu huldigen, hat keinen Zweifel daran.

Das Prinzip "Non-Stop-Dancing", in den 1960ern von Last erfunden, funktioniert noch immer bestens. Selbst wenn die ausverkaufte Kölnarena, eigentlich, an diesem Abend komplett bestuhlt ist. "Wir sind seit fünf Wochen unterwegs - und mit dieser Band, mit diesen Musikern macht es immer wieder Spaß", lobt Last seine Mitstreiter.

Ein Lob, das wohl verdient ist, den jeder Einzelne, der hier auf der Bühne steht, ist ein hochkarätiges Talent und zugleich Teil einer über Jahre hinweg zusammen gewachsenen Tourfamilie, die im gleichen Takt tickt.

Im abwechslungsreichen Programm, das mit einem Abba-, einem Latin- und einem Polka-Medley aufwartet, die beschwingte Walzerseligkeit des Wienerwalds beschwört und Traditionals wie "Greensleeves" neben Schlager wie "Aber dich gibt`s nur einmal für mich" oder Musical-Hits wie "Somewhere Over The Rainbow" stellt, begeistern die so gar nicht statischen Streicher ebenso wie die Bläser-Sektion, zu der internationale Stars wie der Trompeter Bob Findley gehören.

Eine besondere Bedeutung kommt Simon Bell, Mac Kissoon, Sonia Jones, Tracey Duncan und Ingrid Arthur zu. Fünf Individualisten, die sich zusammen gefunden haben, und dieser Tour souverän ihre Stimme verleihen. "Vergessen Sie die Sorgen vom Alltag, haben Sie Spaß mit Musik", lautet das Motto, das James Last zu Beginn des Abends vorgibt.

Nicht nur für den harten Kern der Fans, der Last mit Bannern, Herzen und Regenschirmen seine Referenz erweist, war es ein Leichtes, dieser Weisung zu folgen. Für mehr als 30 Stücke, eine Zugabe und fast drei Stunden lang. Danke, Hansi.

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