Viel Gespür fürs Dramatische

Musikalischer Sturm im Leoninum - Bach-Kantaten zum Advent präsentiert das Bonner Münster - Ein Feuerwerk der Virtuosität erleben die Gäste der Gesamtschule Godesberg - Weihnachten mit der Deutschen Welle in der Kreuzkirche - Das Konzertpodium wird im Siegburger Stadtmuseum zur Opernbühne - Ein Weihnachtstraum mit Kölner Stimmen im Alten Wasserwerk

Viel Gespür fürs Dramatische
Foto: Müller

Bonn.Leoninum. Während draußen der Wind Äste von den Bäumen brach, ging in der Alten Kirche des Leoninum ein musikalischer Sturm los, entfacht von dem jungen Alexander Carl Eick am Fazioli-Flügel.

Mit dem Adagio der "Mondscheinsonate" von Beethoven setzte der 17-Jährige aus der Meisterklasse von Pavel Gililov zwar mit lyrischen Klängen ein. Doch spätestens im Presto agitato und vollends in der nachfolgenden "Appassionata" unterstrich er sein Gespür fürs Dramatische.

Technisch sicher und geradezu romantisch aufbrausend spielte der mehrfache Preisträger (Jugend Musiziert, Gotrian Steinweg Wettbewerb) nach der Pause Mendelssohns "Rondo Capriccioso" und drei Stücke von Franz Liszt.

Obwohl sich mit der "Loreley" die Wogen zu glätten schienen, geriet Eick auch der "Erlkönig" opulent kräftig und spannend. Im abschließenden "Mephisto-Walzer" gab's ein wahres Feuerwerk von Virtuosität und Klangsinn. Das Publikum war rundum begeistert.

Bonner Münster. Unter der Leitung von Regionalkantor Markus Karas war im Bonner Münster ein festliches Konzert zu hören, bei dem gleich drei Kantaten von Johann Sebastian Bach aufgeführt wurden. Von Bachs beiden Kantaten mit dem Titel "Nun komm, der Heiden Heiland" stand die zweite, BWV 62, auf dem Programm.

Der Chorus Cantate Domino des Bonner Münsters zeigte sich dabei als Ensemble von außerordentlicher Gestaltungskraft. Ulrich Schütte (Bass) überzeugte bereits in seiner ersten Arie durch schwungvolles Tempo und Genauigkeit in der Phrasierung. Auch Rita Balta (Sopran 1), Ariane von der Heyden-Karas (Sopran 2), Christine Wehler (Alt) und Ulrich Cordes (Tenor) bewiesen in ihren jeweiligen Solopartien Stimmbeherrschung, Präzision und kluge Ausdrucks-Fähigkeiten.

Die erste Fassung des Magnificat BWV 243 wurde von Bach für eine Wiederaufführung am ersten Weihnachtsfeiertag 1723 um vier weihnachtliche Einlagesätze ergänzt; in dieser Fassung erklang das Werk mit dem mit dem gut präparierten und lebhaft agierenden Kammerchor des Bonner Münsters. Das Barock-Orchester der Münster-Basilika gab dem Ganzen einen einen authentischen, barocken Klang.

Gesamtschule Bad Godesberg. Die eingangs gespielten Violinsonaten von Mozart und Beethoven schienen eine Art Vorspiel gewesen zu sein, denn in der zweiten Hälfte des Abends der "Virtuosen Kammermusik" legte der rumänische Geiger Bogdan Dragus in der Aula der Gesamtschule Bad Godesberg erst richtig los. Mit tänzerischen Stücken von Fritz Kreisler, Pablo de Sarasate und der "Campanella" von Paganini setzte er mit Erfolg ganz aufs Virtuose.

Seine Begleiterin, die japanische Pianistin Natsumi Ohno, assistierte beim leidenschaftlichen und extrem schnell gespielten "Introduktion und Rondo capriccioso" von Camille Saint-Saëns temperamentvoll; mit Prokofjews "Das Mädchen Julia" aus der Ballettmusik zu "Romeo und Julia" und Liszts "Sonetto 104 del Petrarca" stellte sie sich zudem als eine anmutig-elegante und sehr natürlich phrasierende Solistin vor. Ravels "Pièce en forme de Habanera" krönte als Zugabe das Konzert.

Kreuzkirche. Das bereits zur Tradition gewordene Weihnachtskonzert der Deutschen Welle begeisterte in diesem Jahr unter dem Motto "Willkommen, Erlöser der Erden" in der Kreuzkirche mit Werken der Familie Bach, Jacobi und Du Grain. Die Leitung lag bei Karin Freist Wissing, die ihren Kammerchor "Vox Bona" ausgezeichnet vorbereitet hatte, in bewährt guten Händen.

So wurde die Kantate "Meine Seele erhebt den Herrn" von Johann Ernst Bach zum Erlebnis. Den weichen Gesamtklang vervollständigte dabei vorzüglich das auf Barockmusik und historische Aufführungspraxis spezialisierte Kammer-Orchester "Neue Düsseldorfer Hofmusik". Auch die vier Solisten Christiane Rost (Sopran), Elisabeth Popien (Alt), Knut Schoch (Tenor) und Thomas Laske (Bass) machten ihre Sache hervorragend.

Traversflötist Michael Schmidt-Casdorff überzeugte in Bachs Suite für Flöte, Streicher und Basso continuo Nr. 2; der zarte Flötenton verschmolz mal mit dem Orchester verschmolz oder hob sich, wie in der berühmten "Battinerie", luftig leicht hervor. In Christian August Jacobis Kantate "Der Himmel steht uns wieder offen" sorgten Trompeteneinsätze für einen feierlichen Charakter im Kontrast zu liedhafteren Passagen. Die Kantate "Willkommen, Erlöser der Erden" von Johann Jeremias Du Grain war ein glanzvoller Abschluss.

Stadtmuseum Siegburg. Oboist Albrecht Mayer stellte gemeinsam mit dem Cembalisten Naoki Kitaya im Stadtmuseum Siegburg seine "New Seasons" vor. Da schwingt natürlich Vivaldi mit, und wie in dessen Zyklus erklingen auch hier vier Konzerte, die die Affekte der Jahreszeiten quasi programmatisch widerspiegeln.

Die musikalische Vorlage allerdings bietet Händel; vornehmlich Opernarien fügte Mayer gemeinsam mit Arrangeur Andreas Tarkmann zu neuen Werken zusammen. Die Oboe quais als menschliche Stimme, die Opernbühne auf das Konzertpodium transponiert - Albrecht Mayer mit seinem wunderbar geschmeidigen und nuancenreichen Ton machte das möglich.

Da ergaben feurige Farben ein schillerndes Kaleidoskokp barocken Empfindens. Cembalist Kitaya übernahm den Orchesterpart souverän und brillant. Solistisch bot Kitaya ein Arrangement aus Vivaldis "La Stravaganza" überaus virtuos und orchestral. Mayer und Kitaya konzertierten im ursprünglichen Sinne, sie wetteiferten, waren perfekt aufeinander eingestellt.

Altes Wasserwerk. Die vierköpfige A-cappella-Formation "Cologne Voices" zeigte im Alten Wasserwerk mit ihrem Programm "A Christmas Dream" eindrucksvoll, was man musikalisch aus bekannten Weihnachtsliedern herausholen kann.

Es gab frische und besinnliche Arrangements, durchweg ausdrucksvoll und mit sicherem Formgefühl gesungen. Musikalisch wie stilistisch vollzog man den Brückenschlag zwischen Europa und Nordamerika, wobei alte und neue Weihnachtslieder im munteren Wechsel gegenübergestellt wurden. - Viel Beifall und Zugaben.

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