Vielleicht diesmal, vielleicht jetzt

Österreichischer Autor Alois Hotschnig erzählt intime Geschichten in Bonn

Vielleicht diesmal, vielleicht jetzt
Foto: Fischer

Bonn. Es war ein intimer Rahmen, in dem Karin Hempel-Soos den Innsbrucker Autor Alois Hotschnig im Haus der Sprache und Literatur begrüßte.

Der Lesung tat das nur gut, denn Alois Hotschnig erzählt intime Geschichten, private Rituale und Gespräche, die sich zu tragikomischen Bildern von Menschen zusammenfügen, die ihr Zusammenleben gleichzeitig notwendig und unerträglich gestalten. Der Autor plauderte über seinen Tag, die erste Begegnung mit einer rheinischen Taxifahrerin wenige Stunden zuvor.

"Er kann nicht gut sein", stellte Hempel-Soos ihn schließlich vor, "denn er hat alle bedeutenden und seriösen Preise kassiert, die man in Österreich bekommen kann." Es dauerte also, bis Hotschnig überhaupt zur Einleitung seiner ersten von zwei Geschichten kam, die er an dem Abend vorlas.

Aber er musste zu seiner Erzählung "Vielleicht diesmal, vielleicht jetzt" aus dem Band "Die Kinder beruhigte das nicht" kurz noch berichten, wie sehr ihn die Einladung zum Samuel-Beckett-Symposium in Hamburg empört habe, da man seine Erzählung dort anscheinend als Hommage an Becketts Stück "Warten auf Godot" falsch verstanden hatte.

In Hotschnigs Geschichte wartet eine Familie auf Onkel Walter. Und das bei jeder Familienzusammenkunft, ohne Ausnahme und immer wieder. Walter kommt nie, er wird für den Ich-Erzähler zu einem Gespenst, dessen Existenz manchmal ungewiss ist, das aber seine Spuren bei den Eltern und anderswo hinterlässt.

Die ständige Steigerung von Warten nimmt solch bizarre Formen an, dass die Zuhörer im Haus der Sprache laut zu kichern begannen, bis sogar Hotschnig zwischen gepressten Lippen ein Lachen zu unterdrücken versuchte.

Dennoch war die Gastgeberin enttäuscht, dass Hotschnig keine der makabereren Geschichten aus seinem Buch vorgelesen hatte. Welche, die so richtig schön aggressiv machten. Der Schriftsteller probierte es daher noch mit einem neuen Text, der gerade am Morgen vom Lektor angenommen worden war.

In "Die großen Mahlzeiten" diskutiert ein altes Ehepaar mit seinem Sohn über die Zeiten, zu denen sie ihre Medizin zu schlucken hätten. In reduzierter Sprache treiben sie die Verwirrung und Aggression tatsächlich auf die eigentümliche und komische Spitze. Und das mit wenigen Mitteln, fast ausschließlich im Dialog.

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