Semesteranschluss mit dem Collegium musicum Virtuos und souverän

Bonn · Mit der sogenannten "Unvollendeten" von Franz Schubert beendete das Collegium musicum in der Uni- Aula das Wintersemester.

Nur die ersten beiden Sätze hat Schubert seinerzeit abgeschlossen, dennoch wird dieser sinfonische Torso gerne gespielt. So auch vom, Orchester des Collegiums, das unter der Leitung von Michael Barth ans Werk ging. Misterioso ließ man den Anfang des Kopfsatzes erklingen, aus dem heraus sich ein fast schon heiterer, in jedem Fall aber gelöster Sinfoniesatz entwickelt.

Das bekam man auch mustergültig hin und nur im langsamen zweiten Satz ließ die Spannung gelegentlich etwas nach. Der Kontrast zur heiteren Klassizität des nachfolgenden Concert Champêtre von Francis Poulenc hätte indes größer kaum sein können. Statt bukolischer Romantik gab es nun süßlich-herbe Harmonien mit pseudobarockem Impetus.

Den traf das Collegium musicum mit bemerkenswerter Leichtigkeit, nur die Ecksätze drohten formal ein wenig zu zerfasern, da Anschlüsse ein wenig zögerlich kamen. Trotzdem nahm man Poulencs vergnügliche Gratwanderung zwischen historischer Fassade und modernem Inhalt mit großer Spielfreude und auch das Zusammenspiel mit dem solistischen, hier aus akustischen Gründen leicht verstärkten Cembalo war zumeist ungefährdet.

Als Solist hatte man Michael Borgstede gewonnen, der an der Kölner Musikhochschule historische Tasteninstrumente lehrt. Er erledigte seinen Part ebenso virtuos wie souverän und zeigte sich im Zusammenspiel mit den Studenten kollegial und konzentriert. Nach der Pause gab es Kurt Weills zweite Sinfonie zu hören, eine faszinierende Mischung aus Neoklassizismus, Jazz und anderen Einflüssen dieser Zeit.

Hier lief das Collegium zu großer Form auf, über die auch vereinzelte Intonationsschwächen nicht hinwegtäuschen konnten. Vor allem im Finalsatz mit seinem reißerischen Schluss ließ man es krachen - bis zum fulminanten Schlussakkord.

Das Vokalensemble des Collegium musicum Bonn führt am 8.2. in Trinitatis und am 10.2. in der Uni-Aula "Englische Vokalmusik" auf: mehrstimmige A-cappella-Werke u.a. von Jaakko Mäntyjärvi und Edward Elgar.

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