Virtuoser Hexenmeister

Andreas Haefligers Klavierabend im Beethoven-Haus Bonn

Bonn. Ungestüm zeigte sich der Schweizer Pianist Andreas Haefliger im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses, als er sich nach einer knappen Verbeugung gleich in die musikalischen Wogen stürzte.

Auch mit dem Beginn der die ganze zweite Konzerthälfte ausfüllenden f-Moll-Sonate op. 5 von Johannes Brahms ging er direkt in Vollen. Als virtuoser Hexenmeister war er in solchen Momenten hörbar in seinem Element, vermittelte er doch stets einen absolut souveränen und abgeklärte Eindruck.

So bekam Brahms' Opus trotz seiner riesenhaften Dimensionen und horrenden technischen Schwierigkeiten etwas Vertrautes, wie aus einem Guss Erschaffenes, dies zumal Haefliger auch die ruhigeren Abschnitte - wie etwa das Andante - mit großer Zartheit und Innigkeit darstellte.

Beethovens nur zweisätzige F-Dur Sonate op. 54 gefiel durch die konzise Wiedergabe ihres improvisatorischen Duktus. In der abschließenden, nach Art eines Perpetuum mobile unablässig vorwärtsdrängenden Toccata ließ Haefliger den Spannungsbogen nie abreißen. Mit empfindsamer Note spielte er die ebenfalls zweisätzige Sonate e-Moll op. 90. Schön grundierende, aber nie aufdringliche Basslinien, oder die nonchalant verschwebenden Schlussnoten waren das i-Tüpfelchen einer perfekt abgerundeten Interpretation.

Der zwischen den Beethoven-Sonaten gespielte Bart¢k-Zyklus "Szabadban" war ein Hochgenuss. Haefliger akzentuierte die perkussive Seite dieser Musik mit trockener rhythmischer Präzision, spitzte zugleich ihre dichte Bildersprache pointiert zu. Mal pastos und üppig, mal dunkel und schwermütig, oder - wie in den "Klängen der Nacht" - mit avantgardistischem Impetus und folkloristischen Einsprengseln: Haefliger traf die richtigen Töne und den richtigen Tonfall dazu.

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