Bassist Priit Volmer Vom Saxofon fand er zum Gesang

BONN · Manchmal ist es wohl das Schicksal, das die besten Geschichten schreibt. So jedenfalls im Falle von Priit Volmer. Der estnische Bass, der seit dieser Spielzeit Mitglied im Bonner Ensemble ist, war bei den Opernfreunden zu Gast und erzählte auf Nachfrage von Moderator Ferdinand Kösters, wie er zum Gesang gekommen sei.

Schuld daran war nämlich eine verpasste Aufnahmeprüfung für Saxofon. An der Musikakademie in Tallinn schlug man dem jungen Volmer statt dessen vor, eine Aufnahmeprüfung für Gesang zu machen, die noch ausstand. Am nächsten Tag kreuzte er mit Klampfe und ein paar Volksliedern im Gepäck wieder auf - nur um festzustellen, dass dort gestandene Opernsänger antraten.

Geschafft hat er es trotzdem, und so ganz ohne Talent wird er schon damals nicht gewesen sein, nimmt man die stimmliche Leistung als Maßstab, die er heute zu bieten hat. Dass Volmer in Bonn gelandet ist, hat mit einem weiteren Wink des Schicksals zu tun. Bei einem Vorsingen in Helsinki waren nämlich auch Generalintendant Bernhard Helmich und sein künstlerischer Betriebsdirektor Christian Firmbach vor Ort - und boten dem Esten einen Vertrag an.

Mit drei Liedern estnischer Komponisten bot er dabei auch Musik aus seinem Heimatland, deren spätromantische Klanglichkeit mit satter, tiefschwarzer Farbe und schön gedeckter Höhe zur Geltung kam. Die runde, voluminöse Stimme Volmers machte hier einen rundum ausgeglichenen Eindruck, wie auch bei drei Liedern aus Franz Schuberts Schwanengesang. Vor allem "Im Bild" blieb als erschütterndes Klangmonument in bleibender Erinnerung.

Während das Liederrepertoire vorwiegend Neuland für den als Sänger "Spätberufenen" Volmer war, zeigte er mit Auszügen aus seinen Opernpartien, dass er auch ein ausgezeichneter Darsteller ist. Die Arie des Rocco aus Ludwig van Beethovens "Fidelio" sang Volmer mit bezwingender Präsenz, ebenso die Arie des Gremin aus Peter Tschaikowskis "Eugen Onegin" und die des Don Basilio aus Gioachino Rossinis "Barbiere". Eine schöne Veranstaltung, die nicht zuletzt auch wegen der wie immer kongenialen Begleitkünste von Thomas Wise nur leider eines war: viel zu kurz.

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