Kunstmuseum Von Bonn nach Moskau
bonn · Das Bonner Kunstmuseum präsentiert sich im Rahmen des russischen Deutschlandjahres. "Eine große Ehre und eine große Chance": So bewertet Kunstmuseums-Intendant Stephan Berg die Einladung an das Kunstmuseum Bonn, sich mit einer Ausstellung zur deutschen Malerei der Nachkriegszeit beim Deutschlandjahr in Russland präsentieren zu dürfen.
"Das gibt uns die Gelegenheit, die Schlüssigkeit unseres Sammlungshorizonts zu zeigen", meint Berg. Das Deutschlandjahr begann im Juni 2012. Erster Höhepunkt ist eine große Beuys-Retrospektive der Nationalgalerie Hamburger Bahnhof Berlin, ebenfalls in Moskau gastiert die Fotografin Candida Höfer. Das Kunstmuseum Bonn macht im Moskauer National Centre for Contemporary Arts (NCCA) vom 1. November bis zum 16. Dezember das deutsche Kunst-Trio komplett. Das Haus kooperiert dabei mit dem Goethe-Institut und dem NCCA.
Ein Jahr lang haben Berg und sein Vize, der Kurator Christoph Schreier, an dem Konzept für das Gastspiel mit 32 Kunstwerken aus 60 Jahren gearbeitet, ab morgen werden die Werke verpackt und treten dann per LKW und Fähre den langen Weg von Bonn über Kiel, Helsinki, St. Petersburg nach Moskau an. Gerade die letzte Etappe - mit Blaulicht im Polizeikonvoi - dürfte besonders spektakulär sein. Am 1. November wird die Bonner Schau eröffnet. OB Jürgen Nimptsch hat schon einmal abgesagt.
Was die Besucher im 500 Qua?dratmeter großen NCCA-Raum sehen werden, ist nicht mehr und nicht weniger als eine "paradigmatisch ausgewählte Museumsausstellung" (Berg), die Hauptwerke und Strömungen der deutschen Kunst in einer verknappten Form präsentiert.
Der Parcours werde mit der Gegenwart starten, sagt Schreier, einer Landschaft von Monika Beer (1995), einem abstrakten, stark farbigen, gesprühten Großformat von Katharina Grosse (2001) und Klebeband-Werken von Dirk Skreber (2000, 2007).
Den Schlusspunkt setzt ein politisches Doppel, das Vergangenheit und Gegenwart verklammert: Gezeigt werden Thomas Demands fantastisches und beunruhigendes Bild "Raum" (1994), eine Rekonstruktion von Hitlers Wolfsschanze nach dem Bombenattentat, und Andras Gurskys Fotoarbeit "Bundestag" (1998), ein Blick in den Bonner Plenarsaal.
Was sonst noch in Moskau gezeigt wird, gleicht einem Best-of des Kunstmuseums, eine ausgezeichnete Visitenkarte: Mit Willi Baumeister und Ernst Wilhelm Nay sind prominente Vertreter der frühen Nachkriegszeit vertreten, Georg Karl Pfahler steht für geometrische Experimente, die Gruppe Zero um Piene, Mack und Uecker gilt als erster künstlerischer Exportschlager der jungen Republik.
Mit Gerhard Hoehme und Georg Baselitz, Gerhard Richter, Imi Knoebel und Blinky Palermo fährt das Kunstmuseum seine bedeutendsten Künstler mit repräsentativen Arbeiten auf. Bonn präsentiert sich in Moskau auf sehr hohem Niveau.