Von Brasilien direkt nach Endenich

Céline Rudolph und ihre Band in der Harmonie - Grundmann-Haus präsentiert barocke Klänge zur Gemütsergötzung - Französischer Humor in der Brotfabrik - In der Schlosskirche Orffs "Carmina burana"

Bonn.Harmonie. Im Brotberuf leitet sie als ordentliche Professorin die Gesangsabteilung Jazz/Rock/Pop an der Dresdener Musikhochschule: Céline Rudolph, 1969 in Berlin geboren und aufgewachsen, ist ein stimmliches Phänomen eine souveräne musikalische Weltbürgerin.

Zwölf CDs hat sie bislang veröffentlicht und ist gegenwärtig auf Tour mit ihrem jüngsten Projekt, "Brazaventure" (bei Enja), eine Hommage an eine frühe Liebe: Der Plattensammlung ihrer Eltern verdankt sie eine erste, intensive Begegnung mit brasilianischer Musik. Daraus ist ein hinreißendes Zeugnis für eine quicklebendige Musikalität geworden.

In der Endenicher "Harmonie" war Céline Rudolph jetzt mit einem frisch eingeflogenen brasilianischen Quartett zu erleben: Toninho Ferragutti, Akkordeon, Diego Figueiredo, Akustikgitarre, Rodolfo Stroeter, Kontrabass, und Ricardo Mosca, Perkussion.

Rudolph setzt ihre farbenreiche und immer bruchlos geführte Stimme als ein Instrument ein, völlig gleichberechtigt. Dabei ist weniger entscheidend, was sie singt, als wie sie singt; Sprache ist phonetisches Medium, rhythmisch akzentuierte Vokalisen sind nicht selten, oder gleich ganz vokale Perkussion. Es sind Stimmungen, die hierdurch evoziert werden.

Neben Eigenem dienen als Material Kompositionen unter anderem von Baden Powell ("Deixa"), John Coltrane ("Naima") oder eines gewissen Wolfgang Amadé Mozart ("Komm lieber Mai"). Die Stimmung in der ausverkauften "Harmonie" war zum Schluss überbordend.

Grundmann-Haus. Hans Georg Büchel und sein Bonner Kammermusikkreis auf Instrumenten des 18. Jahrhunderts boten im Margarete-Grundmann-Haus einen ansprechenden Nachmittag mit Werken des Barock zur "musicalischen Gemüthsergötzung". Zwar wurde nicht immer lupenrein intoniert, doch man musizierte durchaus mit Gusto.

Von Henry Purcell erklang die reizvolle Masque "Abdelazar" (deren Rondeau Benjamin Britten für "The young personÓs guide to the orchestra" verwandte), von Händel die Ballettsuite zu "Rinaldo", dann von Telemann eine "klingende Geographie" mit witzig-charakteristischen Stücken aus ganz Europa, und schließlich von Grétry, schon der Zeit der französischen Revolution angehörend, die naiv gestrickte Ballettmusik zu "La rosière républicaine".

Herzlicher Beifall rundum für die Ausführenden und für ein Programm, das recht gut in die Karnevalszeit gepasst hatte.

Brotfabrik. Sie kommen aus Südfrankreich, genauer gesagt aus Arles: Fatche d'Eux. Die angekündigten 70 Minuten dehnten sich aus, denn Jean-François Veran (Gesang, Akkordeon) und Alain Arsac (Gesang, Gitarre, Perkussion) hatten Spaß - und das Publikum nicht minder.

Walzer, Tango, Espagnoladen und Ritornelle bildeten den Hintergrund für ihre Texte voller Spottlust und Humor. Das Duo erzählt mit Charme, Komik und einer gehörigen Prise Poesie vom Alltag. Fröhlich treiben die beiden ihren Schabernack auf der Bühne; sie moderieren auf Französisch und ,französischem Englisch'.

Sie musizieren ausgesprochen professionell, singen rasend schnell synchron. Klatschend, winkend, singend wirkte das Publikum mit, und nicht wenige werden einen Hauch von Provence mit nach Hause genommen haben, pfeifend, den Duft von Lavendel und Pastis in der Nase.

Schlosskirche. Das Schicksalsrad der Fortuna - es drehte sich in der Schlosskirche. Machtvoll erklang im Altarraum das "O Fortuna", mit dem Carl Orffs "Carmina burana" anhebt. Die Klangwelt des Eröffnungschores steht für die Aura des Großartigen und Schicksalhaften.

Dem trugen die Kantorei der Schlosskirche und der Chor der Apostelkirchengemeinde unter Leitung von Miguel Prestia mit einer kraftvollen, klaren und markanten Darbietung Rechnung. Gegeben wurde die abgespeckte Fassung mit zwei Klavieren (Ingrid Wessels und Peter Bortfeldt) und Schlagzeug, letzteres in den Händen des Bonner Schlagzeugensembles mit Toni Roeder, Hermann Josef Tillmann, Orsat Gozze und Karl Josef Wiedner.

Als Kinderchor lieferte der Unterstufenchor der Otto-Kühne-Schule (Einstudierung Anne Meyer-Seeßelberg) ein beachtlichen Auftritt ab. Der Chor gefiel durch energischen, straffen Gesang und präzise Aussprache, in "Floret silva" war zudem ein stimmiges Frauentrio zu hören. Einen nuancierten Bariton ließ Walter Seywald hören, während Rainer Laumann als Tenor den gebratenen Schwan in der Pfanne etwas übertrieben grotesk darstellte.

Sopranistin Mikiko Sumida bestach mit einer weit ausgreifenden Stimme. Die prächtigen Koloraturen in "Dulcissime", die dem Ritter die Liebe seiner Dame bezeugen, dürften den Edelmann überzeugt haben.

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