Von Folter, Qual und Sterben

Mit der Performance "SchmerzensReiche" endet die Ausstellung in den Erpeler Brückentürmen.

 Versöhnlich-tröstender Ausklang: Eckart Rüther spielt vor einer der Installationen Bachs "Sarabande".

Versöhnlich-tröstender Ausklang: Eckart Rüther spielt vor einer der Installationen Bachs "Sarabande".

Foto: Frank Homann

Erpel. "Sie waschen das Rinderfilet, tupfen es mit Küchenpapier trocken und schneiden es mit einem sehr scharfen Messer quer zur Faser in sehr dünne Scheiben." Ein Rezept für "Carpaccio di manzo" hatten sich die Schauspieler vom Théâtre Bohémien Bonn, Eva Schäfers und Christian Padberg, für ihre Performance "SchmerzensReiche" in den Erpeler Brückentürmen ausgesucht.

Sie traten damit vor Almuth Hickls "blutigen" Bildern aus der Serie "Freibank" auf. Ihr einziger gemeinsamer Auftritt in den Türmen, und zwar im Verbindungstrakt. Beide Künstler führten ansonsten getrennt voneinander durch die 16 Räume der Ausstellung von 16 Künstlern zum Thema "Vom Schmerz" im Rahmen der Aktion "2T" ("Zwei Türme"), die nach drei Wochen jetzt endete.

Die Besucher waren vor allem aus dem Köln-Bonner-Raum zahlreich erschienen. So zahlreich, dass es während der theatralen Führung trotz der Aufteilung in zwei Gruppen in den Räumen der Türme äußerst eng zuging.

"Die Auswahl der Texte trifft jeder der Schauspieler ganz subjektiv. Ob die Texte die ausgestellte Kunst ergänzen, kontrastieren, kommentieren oder ignorieren, ist allein ihm überlassen", erklärte der Regisseur des Théatre Bohémien, Ulrich Harz. Entsprechend kontrastreich fielen die Darbietungen auch aus.

"Ich halte das nicht mehr aus! Es muss jetzt endlich Schluss sein", schrie etwa Christian Padberg vor Ilses Wegmann Installation "Grell". Padberg war in die Rolle des entsetzten Vaters geschlüpft, für den schon die Unordnung im Zimmer seines Sprösslings eine unerträgliche Folter darstellt. Eva Schäfers hingegen ging es um den körperlichen Schmerz angesichts tatsächlicher unerträglicher Folter: Sie rezitierte vor "Grell" einen amnesty-Text über die lange Geschichte menschlicher Grausamkeit.

Padberg arbeitete stark kontrastierend. Das belegte das stoisch-unsentimentale Rezitieren eines Beipackzettels angesichts der "Sterbenszeit" von Wolf Rabe ebenso wie die verniedlichenden Zitate aus einer Märklin-Bahn- und -Gleisbeschreibung vor den zerrissenen Brücken- und Gleisteilen von Joachim Breme.

Ganz anders jedoch Padbergs Abschluss in Helmut Reinelts "Red Room", in dem der Künstler Ängste und Sehnsüchte, Wünsche und Begierden anspricht. "Lass, wenn der müde Leib erschläft, die Seele wachen und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen, so reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir", zitierte der Schauspieler den tiefgläubigen Barockdichter Andreas Gryphius, während seine Kollegin dort wenige Minute zuvor warnend das Mecheath-Lied von Bertolt Brecht dargeboten hatte.

"Unsere Erwartungen sind angesichts der tollen Resonanz und der Zustimmung bei Weitem übertroffen worden", freute sich Ausstellungs-Mitinitiator Helmut Reinelt über den Erfolg von "SchmerzensReiche" und der gesamten Aktion "2T". Und auch Edgar Neustein, Vorsitzender von "ad erpelle", schwärmte: "Das ist ein absolut beeindruckender Ausklang einer rundum gelungenen Kunstaktion."

Eckart Rüther, der seit vielen Jahren Musik- und Theaterprojekte in Bonn und Umgebung durchführt, übernahm sodann die Regie in den Brückentürmen, um mit seinen Flötentönen der "Sarabande" von Johann Sebastian Bach für einen versöhnlichen Ausklang der Ausstellung "Vom Schmerz" zu sorgen.

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