Neue Ausstellung Voodoo-Priester in der Bundeskunsthalle

Bonn · Voodoo-Priester aus Togo hat in der Bundeskunsthalle einen Fetisch aktiviert. Die Ausstellung "Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit" wird am 30. August in der Bundeskunsthalle eröffnet.

 Mit Palmöl, Gin und Hühnerblut aktiviert der Voodoo-Priester aus Togo, Azé Kokovivina, den Fetisch Kélessi. Der soll die bösen Geister von der Ausstellung "Narren. Künstler. Heilige" fernhalten.

Mit Palmöl, Gin und Hühnerblut aktiviert der Voodoo-Priester aus Togo, Azé Kokovivina, den Fetisch Kélessi. Der soll die bösen Geister von der Ausstellung "Narren. Künstler. Heilige" fernhalten.

Foto: KAH

Vom blutigen Hühneropfer vor Ort hat man aus naheliegenden Gründen abgesehen. Ob Kélessi diesen eigenmächtigen Eingriff ins Protokoll akzeptiert oder nicht, wird sich sicherlich bald zeigen. Fetische sind kapriziöse Wesen. Und Kélessi ist noch dazu ein weiblicher Fetisch, der zu Temperamentsausbrüchen neigte, leicht reizbar sei, wie der Voodoo-Priester aus Togo, Azé Kokovivina, erklärt. Deshalb hat er, der sich "Priester mit dem irren Lächeln" nennt, Kélessi den männlichen Fetisch Akpatcho zur Seite gestellt. Der greift beruhigend ein, wenn Frau Fetisch aus dem Ruder läuft.

In einer kleinen Zeremonie aktivierte der Voodoo-Priester am Freitag Kélessi in der Bundeskunsthalle. Der Fetisch soll die bösen Geister bannen und negative Energien fern halten, für Schutz sorgen. Das hat nichts mit den schlimmen bundesweiten Pressestimmen zu tun, die das Haus beuteln und dem Intendanten Robert Fleck den vorzeitigen Abschied zumindest schmackhaft gemacht haben. Ob Kélessi die bösen Geister rund um die Institution bannen kann? Kélessis Aufgaben liegen woanders, wie der Priester ausführt: "Ich aktiviere diesen Fetisch, um ihn auf seine Mission zu schicken." Und die lautet: Schutz für die Ausstellung "Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit", deren leicht verzögerter Aufbau nach der "Aktivierung" von Kélessi beginnen kann. Eröffnung: 30. August.

Mit Hühnerblut, das man in einem Glas aus Frankreich mitbrachte, Palmöl, Gin und Beschwörungsformeln schickte Azé Kokovivina den Fetisch im prächtigen Priestergewand auf Mission. Er kippte die Flüssigkeiten auf einen kopfähnlichen "Altar", der aus Stoffbahnen, Tierschädeln und Knochen, Lehm, Holz, Eisen, weiteren Fetischen und den Überresten früherer Aktivierungen besteht. Auffallend sind die schwarzen, roten und weißen Bänder, die für Gottheiten stehen: Erde, Donner und der Sonnenbogen. Anschließend zogen die Teilnehmer der Aktivierung singend durch die Bundeskunsthalle und vor das Haus, wo der Voodoo-Priester feierlich Kräuter verbrannte.

Der aktivierte Voodoo-Altar soll bis zum Ende der Ausstellung bösen Zauber abweisen. Am 2. Dezember reist Kokovivina nochmals an, um den Geist wieder einzufangen. Kélessis Job ist damit erledigt. Doch sie ist nicht nur Fetisch, sondern Teil einer vielversprechenden Ausstellung, die sich ab 31. August mit 250 Exponaten dem Phänomen des Exzentrikers, des Außenseiters widmet.

"Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit" analysiert diese Figur quer durch alle Kulturkreise, ergänzt die Narren, Künstler und Heiligen um Dichter, Schamanen und Priester. Ethnologische Aspekte kommen dabei ebenso vor wie kunsthistorische Fragen. Der 3000 Jahre umspannende und vom antiken Griechenland bis Ozeanien reichende Bogen rückt das Chaos, den "Meister der Unordnung", in den Mittelpunkt. Der Lauf der Welt wäre in höchster Gefahr, gäbe es keine Narren, Künstler und Heilige, so die These. Vom Voodoo-Zauber bis zum rheinisch-korrekten Karneval: Drei Monate lang wird in der Bundeskunsthalle die Welt auf den Kopf gestellt.

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