"Vorsicht, beim letzten Vers, da stech' ich"

Theater des Aloisiuskollegs führt die romantische Komödie "Cyrano de Bergerac" auf

Bad Godesberg, Ach, wenn doch nur diese vermaledeit riesige Nase nicht wäre. Augenblicklich würde der leider so verunstaltete Cyrano de Bergerac (Philipp Zimmermann) seiner insgeheim heiß geliebten Cousine Roxane (Sarah Grunert) ohne dieses große Riechorgan die Sterne vom Himmel holen.

"Doch ich fürchte, dass sie über meine Nase lacht", bekennt Cyrano in der neusten Theaterproduktion des Aloisiuskollegs ziemlich kleinlaut. Er, der in dieser romantischen Komödie von Edmond Rostand aus dem Jahr 1897 mit Leichtigkeit die ganze Bühne beherrscht, er knickt angesichts der lieblichen Roxane sogar verbal ein. Der Wortmächtige verzweifelt.

Ob er denn nicht die Schönste, so hold, so zart, "durch dieses Nasenungetüm vertreibe?" Da leiht er doch lieber dem wohlgestalteten, aber einfältigen Christian de Neuvilette (Nikolai Oehms) sein poetisches Talent, schreibt für ihn romantische Liebesbriefe, um Roxane zumindest vor abstoßenderen Verehrern zu schützen.

Was hilft es da, dass der so erfolgreiche Verseschmied die feine Gesellschaft des 17. Jahrhunderts nach Belieben vorführt. Gerade "ein großes Tier gereizt mit seinen Versen", habe Cyrano, wird von den in der Ako-Produktion in herrliche Kostüme gewandeten Musketieren, Amtsträgern und preziösen Damen getuschelt.

"Der Dickwanst spielt heut' nicht, sonst stopf' ich ihm das Maul", wütet der Bewunderte selbst alsbald über die Bühne und bricht dilettantischen Möchtegernkünstlern dank messerscharfer Argumentation das Genick. Und Hauptdarsteller Philipp Zimmermann ist mit seiner Wucht, mit verbaler und körperlicher Präsenz in dieser Rolle selbst ein Ereignis.

Klar, dass solche Urgewalt an Esprit automatisch die Neider aus ihren Löchern lockt. Den fiesen Comte des Guiche (Han Cheol Yi) etwa, der selbst mehr als ein Auge auf die schöne Roxane geworfen hat und nun als Strohmann den simplen Vicomte de Valvert (Andreas Geyr) auf Cyrano hetzt.

Und wie trifft man auch einen Dichterfürsten direkt ins Mark? Indem man ihn mit seinem körperlichen Makel provoziert. Was Cyrano denn auch sofort in Rage bringt. "Warum betrachten Sie meine Nase? Ist sie weich wie ein Rüssel, ist's ein Mirakel, ein Unikum?" Vorsicht, beim letzten Vers, da steche er mit seinem Degen.

Der Vicomte wird nach einem ansehnlichen Duell nicht das erste Opfer des stolzen Poeten. Prächtig hat Regisseur Christopher Haep 80 Jugendliche in das berühmte Mantel- und Degenstück eingearbeitet. Selbst in den Massenszenen greift eine ausgeklügelte Choreographie.

Es entstehen schon visuell beeindruckende Bilder. Auch die poetische Sprache scheint den Jugendlichen unter den Puderperücken Spaß zu machen. Fehlte bei der Probe nur noch das vielbesprochene große Riechorgan. Haep lachend: "Ja, die Nase aus Gummi, die wird dann zur Premiere am Freitag fertig sein."

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