Tame Impala in Köln Wabernde Wah-Wahs

Die australische Band Tame Impala begeistert mit psychedelischen Klängen im Kölner Gloria. Manches erinnert an die späten Beatles, manches an die frühen Aufnahmen von Pink Floyd.

 Zeitreise in die späten 60er: Tame-Impala-Frontmann Kevin Parker im Gloria.

Zeitreise in die späten 60er: Tame-Impala-Frontmann Kevin Parker im Gloria.

Foto: Thomas Brill

Es ist nicht immer ganz einfach zu entscheiden, wer den größeren Vorteil daraus zieht, wenn ein neuer Popsong in der Werbung eingesetzt wird. In dem aktuellen Spot des Handyherstellers Blackberry jedenfalls hakt sich der stampfende Rhythmus von "Elephant" aus der zweiten CD "Lonerism" der australischen Band Tame Impala dermaßen ins Gedächtnis, dass er weit über den gesamten Werbeblock nachwirkt.

Als die Band ihn jetzt bei ihrem Kölner Konzert im proppenvollen Gloria anstimmte, konnte man der begeisterten Reaktion des Publikums entnehmen, dass die Saat aus dem Geschäft zumindest für die Band aufgegangen ist.

Die Musik der australischen Band, die in Köln in Quintett-Besetzung auftrat und sich um den Gitarristen, Sänger und Autor der meisten Stücke, Kevin Parker, schart, lässt sich beim ersten Hören ziemlich leicht in eine Schublade packen. Sie kommt als eine Wiedergeburt des Psychedelic Rock der späten 60er Jahre daher, mit bis zum Anschlag aufgedrehten Hallreglern, die den Gesang Parkers oft in unwirkliche Sphären abheben lassen, mit wabernden Wah-Wah-Effekten und Synthesizerklängen.

Die halluzinatorische Wirkung der Musik wird noch von sich drehenden und windenden grafischen Farbenspielen verstärkt, die auf die Bühnenwand projiziert werden.

Manches erinnert an die späten Beatles - die Stimme Parkers lässt mitunter ein bisschen an die von John Lennon denken -, manches an die frühen Aufnahmen von Pink Floyd. In dem vielleicht durchaus programmatisch zu verstehenden Titel "Feels Like We Only Go Backwards", aber auch in dem eingängigen "Solitude Is Bliss" kommt die psychedelische Stimmung in ihrer pursten Form herüber. Diese Songs sind überzeugende Fortsetzungen der Beatles-Klassiker "Strawberry Fields Forever" und "Lucy In The Sky With Diamonds".

Dass es Tame Impala um mehr geht als bloße Nachahmung, zeigte das auf "Elephant" folgende Stück "Be Above It". Über den wie eine schwere Maschine rotierenden Rhythmus lässt Parker ruhige Melodielinien schweben, die vom unerbittlichen Rhythmus immer wieder wie Wolken vom Wind auseinandergerissen werden.

In "Half Glass Of Wine" aus dem Vorgängeralbum "Innerspeaker", das den offiziellen Teil des Programms beendete, wurden Keyboards und Synthesizer zunächst beiseite gelassen, um vier Gitarren und Schlagzeug Raum zu geben. Das Quintett zeigte hier, dass es auch erdverbundener geht und man auch mal bluesig nach Jimi Hendrix' Gitarre klingen kann. Dass Bassist Cam Avery erst im Mai Nick Allbrook ersetzt hatte, war weder hier noch in anderen Stücken zu spüren.

Der Zugabenteil begann mit einem bemerkenswerten Solo des aus Frankreich zu der Band gestoßenen Schlagzeugers Julien Barbagallo, das er mit Synthesizer-klängen koppelte. Das Publikum war nicht nur von dieser Performance begeistert.

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