Im Mittelpunkt der "Sarazenin", eines von Wagner angedachten, aber nie komponierten Opernvorwurfs, steht die geheimnisvolle Prophetin Fatima, natürliche Tochter des Stauferkaisers Friedrich II. aus dem 13. Jahrhundert, die in einem Heilsversprechen ("und Brüder werden Christ und Muselman") ihren Halbbruder Manfred dazu drängt, das Erbe ihres gemeinsamen Vaters zu bewahren und dessen humanistische Ideale nicht den Machtinteressen der Kirche zu opfern.

Diese Fatima vereinigt Wesenszüge aller in den Musikdramen Wagners konzipierten Frauengestalten, ob Senta, Elisabeth/Venus, Elsa, Isolde, Eva, Brunhilde oder Kundry.

Unter der künstlerischen Leitung von Vladimir Ivanoff haben die Mitglieder des Workshops diese historische Ebene mit einem von der Aktualität inspirierten fiktiven Handlungsstrang verwoben, der eine moderne junge, in Deutschland aufgewachsene Ägypterin zeigt, die von den Ereignissen in ihrem Heimatland emotional derart erfasst wird, dass sie ein Zeichen setzen will, nach Kairo fährt und sich vor dem Regierungsgebäude selbst verbrennt.

Harter Tobak, der in einer minimalistischen Szenerie umso intensiver wirken konnte. Musikalisch wurde von den überwiegend aus dem Nahen Osten stammenden Instrumentalisten neben traditionell Arabischem mit Wagner-Motiven gearbeitet (Gralserzählung aus "Lohengrin", Gebet aus "Rienzi" oder "Meistersinger"-Vorspiel), die in jazzigen Improvisationen spannungsreiche Dichte entwickelten. Eine tief berührende Performance, die weit mehr Aufmerksamkeit verdient hätte als "nur" den gut gefüllten Theatersaal im LVR-Landesmuseum.