Walter Mik dirigiert Gustav Mahlers "Auferstehungssinfonie" in der Beethovenhalle

"Warum hast du gelebt? Warum hast du gelitten? Ist das alles nur ein großer, furchtbarer Spaß? In wessen Leben dieser Ruf einmal ertönt ist", konstatiert Gustav Mahler, "der muss eine Antwort geben." Und Mahler bleibt diese Antwort nicht schuldig.

In seiner Sinfonie Nr. 2 vertont der Komponist sein ganz persönliches Verständnis von Erlösung und Auferstehung. Ein gewaltiges Werk mit außergewöhnlich großer Orchesterbesetzung, Chor und zwei Solostimmen, für dessen Realisierung sich die Collegia musica der Universitäten Bonn und Köln zusammengetan haben.

Walter Mik dirigierte die Bonner Aufführung in der Beethovenhalle, ließ das Orchester aufschreien und verstummen, tänzeln und marschieren. Der gelungene erste Satz, ein bewegtes Wechselbad zwischen wildem Trauermarsch und idyllischer Vision, rechtfertigt die von Mahler angeordnete Fünf-Minuten-Pause vor dem zweiten Satz.

Mik hält die Spannung, überzeugt auch im behaglichen Ländler des Andante moderato und im 3. Satz mit einem langen Atem. Die "Auferstehungssinfonie" ist schwer zu spielen, und nicht immer sind sich die Streicher einig. Auch die Bläser verwackeln den ein oder anderen Einsatz, aber das fällt kaum ins Gewicht, wenn man hört, wie gut der Riesenapparat in die taumelnde Motorik des Satzes hineinfindet. Nachdem Francisca Beaumont mit ihrem dunkel timbrierten Alt im vierten Satz das "Urlicht" entzündet hat, wendet sich alles zum Guten.

Im großartigen Finale zieht Mik alle Register: Zarter Choral, festliche Fanfaren, Orgelklang, ein sehr präsentes Schlagwerk und immer wieder der effektvolle Einsatz des Fernorchesters. Irgendwann ist der Tag des Zorns vorüber, nur noch Vogelstimmen sind zu hören, bis auch die verstummen. Die Welt hält den Atem an.

Was dann folgt, ist der Höhepunkt des Konzertabends: Der riesige Chor setzt ein, pianissimo, ganz weich und dunkel: "Auferstehn, ja auferstehn wirst du", und die folgende Steigerung zum Unisono "Sterben werde ich, um zu leben!" lässt keinen kalt. Noch einmal treten die Solostimmen von Francisca Beuamont und Nicola Müllers (Sopran) leuchtend hervor, noch einmal spielt das Orchester wie entfesselt. Dann gibt es begeisterten, lang anhaltenden Beifall.

Die zweite Aufführung leitet Michael Ostrzyga am Sonntag, 5. Februar, 20 Uhr in St. Agnes. Köln

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