Metropol-Kuppelsaal in Bonn Walter Möbius liest aus seinem Buch "Der Krankenflüsterer"
BONN · Sein Name klingt nach litauischem Schachgroßmeister, tschechischem Philosophen oder Schweizer Bildhauer, und sein Erscheinungsbild unterstreicht diese Assoziationen. Doch Walter Möbius, Jahrgang 1937, ist ein namhafter deutscher Mediziner.
In Bonn und Region ist er durch seine 24-jährige Tätigkeit als Chefarzt der Inneren Abteilung des Johanniter-Krankenhauses im damaligen Regierungsviertel bekannt.
Im Metropol-Kuppelsaal stellte Möbius sein autobiografisch angehauchtes Buch "Der Krankenflüsterer" vor, in welchem er die 20 ungewöhnlichsten und spannendsten Fälle seiner ärztlichen Laufbahn vorstellt - und insbesondere die Geschichten hinter den Krankheitsgeschichten.
Die Titel der 20 Kapitel verströmen kräftig Krimi-Atmosphäre, und wenn der Verlag Möbius auf dem Schutzumschlag des Buches zusätzlich als "Dr. House des wahren Lebens" anpreist, dann ist die Verbindung zum Spannungsgenre natürlich mehr als beabsichtigt.
Dabei ist die reine Vita des Rheinländers Möbius spannend genug: Der Diagnostiker hat viele Politiker und Prominente als Lotse durch ihre Krankheiten begleitet. Oftmals reflektieren seine Einsätze bundesrepublikanische Geschichte - seine Erfahrungen beim Contergan-Prozess, seine Zeit in Stammheim als Arzt der im Hungerstreik befindlichen RAF-Anführer Andreas Baader und Gudrun Ensslin oder seine Betreuung kasernierter französischer Soldaten.
Vor allem geht es Möbius darum, mehr "Empathie in den medizinischen Alltag" zu bringen. Den etwas dramatischen Titel seiner lesenswerten Erinnerungen erklärt er so: "Ein Arzt, der flüstert, ist ganz nahe an seinem Patienten."
Info
Walter Möbius: Der Krankenflüsterer. Mit einem Nachwort von Elke Heidenreich. DuMont, 256 Seiten, gebunden; 19,99 Euro.