WDR Big Band begeistert Jazz-Fans

Auftritt in der Harmonie in Bonn-Endenich

Bonn. Die WDR Big Band ist in Bonn ein seltener und entsprechend Aufsehen erregender Gast. Dies, obwohl einige ihrer Mitglieder sogar, wenn sie nicht spielen, ständig ihre Zeit hier verbringen. Lead-Posaunist Dave Horler etwa kommt aus Beuel und kassierte dafür im Laufe des Abends aus dem vollbesetzten Saal der Harmonie mehrmals einen Extra-Applaus.

Dieser Heimvorteil blieb diesmal allerdings das Einzige, das einer gleichmäßigen Verteilung des Beifalles auf alle Bandmitglieder im Wege stand. Für das Programm "Stricly personal" hatte man nämlich bewusst auf die übliche Praxis verzichtet, attraktive Gastsolisten oder -dirigenten einzuladen. Mit Ausnahme des Musikers auf dem (in der WDR Big Band grundsätzlich nicht fest besetzten) Schlagzeugstuhl. Das war diesmal der New Yorker John Riley, der sich gleichermaßen souverän und kraftvoll einfügte.

Die Programmvorgabe gestattete es einerseits der Band, einmal "bei sich" zu bleiben, öffnete dabei aber andererseits der Vielfalt Raum. Mischung und Abwechslung waren also angestrebt und erreicht: sowohl, was die Solisten anging - fast jedes Mitglied erhielt Gelegenheit, sich improvisierend und oft auch mit Eigenkompositionen vorzustellen - als auch, was die Arrangements anbelangte. Das Repertoire reichte vom rockigen Reißer ("Down To Earth") bis zur herzergreifenden Ballade ("Shades Of Grey"), von der tänzelnden Lateinamerika-Reverenz ("Samba Du Soleil") bis zu New Orleanser Marching Band-Groove ("Funklaus").

Es ist ein beliebter Topos, sich über ein gewisses Musikbeamtentum von Rundfunkbigbands zu mokieren, das ausstrahlungsloses Herunterspielen begünstige. Die WDR-Band ist ganz sicher besser. Da kann der Leiter Bill Dobbins noch so uncharismatisch vor seiner Band herumstehen: er ist einfach ein hervorragender Arrangeur, der inhaltlich genau weiß, wo`s langgeht. Einzelne Solisten herauszuheben ist ungerecht. Trotzdem: Die Improvisationen des Pianisten Frank Chastenier (mit "Let`s Fall In Love" im Trioformat) sind in ihrer rhythmischen Präsenz und ihrem Sinn für Dynamik immer wieder für aufregende Entdeckungen gut.

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