Richard Strauss WDR-Sinfonieorchester und Dirigent Andris Nelsons gratulieren

Köln · Die Chemie stimmt zwischen dem Letten Andris Nelsons (35) und dem WDR-Sinfonieorchester, das war in Köln bereits mehrmals zu erleben. Nun wurde dem Dirigenten auch das Konzert "Richard Strauss zum 150. Geburtstag" übertragen.

 Andris Nelsons ist einer der gefragtesten Dirigenten der jüngeren Generation.

Andris Nelsons ist einer der gefragtesten Dirigenten der jüngeren Generation.

Foto: Thomas Brill

Es gipfelte in einer ebenso glanzvollen wie fein abgestuften Wiedergabe der Tondichtung "Also sprach Zarathustra".

Immer wieder forderte Nelsons das Orchester auf, auch leise zu spielen. Dazu geht er gerne mal in die Hocke oder dirigiert nur mit den Fingerspitzen. Überhaupt ist er ein höchst agiler Dirigent.

Keine Kleinigkeit entgeht seinen hellwachen Ohren. Das breitwandig instrumentierte Werk brachte auch die große Klais-Orgel der Kölner Philharmonie zum Einsatz.

Die Interpretation lebte von beseelt-glühenden Streichergesängen, filigran eingebundenen Holzbläsern und der schön in Szene gesetzten Trompeten-Fanfare zu Beginn. Die hat jeder im Ohr, verbindet sie jedoch eher mit Sonnenaufgängen oder einem kühlen Pils als mit der philosophischen Schrift Friedrich Nietzsches.

Strauss selbst bezeichnete das Werk einmal keck als "Sinfonischer Optimismus in Fin-de-siècle-Form". Merkwürdig, dass er das Stück dann so ungewiss mit zwei sich reibenden Tonarten ausklingen lässt.

Der suchende "Übermensch" dieser Tondichtung findet jedenfalls im diesseitigen Tanz seine wahre Bestimmung. In einem Wiener Walzer schunkelt die Menschheit der Zukunft entgegen. Anführer ist die Solo-Violine, die José Maria Blumenschein souverän meisterte.

Die Violine stand auch vor der Pause im Vordergrund. Die Lettin Baiba Skride (33) widmete sich Strauss' vernachlässigtem Violinkonzert. Dieses Jugendwerk steckt mit beiden Füßen noch tief im 19. Jahrhundert. Freilich ist es überaus gekonnt und im Finale kapriziös-charmant komponiert. Ein Juwel ist der langsame Mittelsatz mit einer der zärtlichsten Strauss-Melodien überhaupt. Skride und Nelsons zelebrierten sie im Flüsterton und emphatischen Steigerungswellen. Ein großer Moment.

Ansonsten interpretierte Skride den Violinpart beim Konzert in der Philharmonie klanglich ausgewogen und im besten Sinne unprätentiös.

Selten zu hören auch die vorneweg gespielte Sinfonische Fantasie aus der Oper "Die Frau ohne Schatten" (1919). Typisch Strauss: die Streichereleganz und Hörnerwärme, bemerkenswert: das lange Posaunen-Solo, weich gespielt von Tim Beck.

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