System of a Down in Köln Weckruf für die Seelen

KÖLN · Was im Allgemeinen die Weltsicht des Papstes und die von Heavy Metal-Bands anbetrifft, dürften Gemeinsamkeiten wohl eher die Ausnahme darstellen.

 Stimmung in der Arena: Daron Malakian spricht zu den Fans.

Stimmung in der Arena: Daron Malakian spricht zu den Fans.

Foto: Brill

Aktuell sind in diesem speziellen Fall jedoch Papst Franziskus und die amerikanische Alternative Metal Band System of a Down mit der gleichen Botschaft gegen das Vergessen unterwegs. Wie der Papst in seiner Verlautbarung zu Genoziden im 20. Jahrhundert, erinnerte auch System of a Down zum Konzertauftakt in der restlos ausverkauften Kölner Lanxess-Arena an den grausamen Völkermord am armenischen Volk durch das Osmanische Reich vor 100 Jahren. Nach unterschiedlichen Schätzungen sollen in den Jahren 1915/16 bis zu anderthalb Millionen Menschen ihr Leben verloren haben.

"Wake up the Souls", Tourmotto und gleichermaßen politisches Statement des kalifornischen Quartetts, dessen Musiker durchweg armenische Wurzeln haben, wurde von den Fans mit anteilnehmendem Jubel quittiert.

Doch dann geht es nur noch um kraftvoll energetische Rockmusik, und für die 15 000 begeisterten Fans gibt es kein Halten mehr. Vor der Bühne wogen die Massen heftig hin und her, und auf den Rängen hält es kaum jemanden auf seinem Platz. "Holy Mountain" eröffnet das Konzert und obgleich die Band seit "Mezmerize"/"Hypnotize" - das war 2005 - kein neues Album mehr veröffentlicht hat, versteht sie es, die Fans aus dem Stand heraus in schiere Begeisterung zu versetzen. Souverän und mit hochkomprimiertem Sound werden unterschiedliche Stilistiken des Metal-Genres durchkonjugiert, Alleinstellungsmerkmale sind das vokale Wechelspiel der Ausnahmestimme von Serj Tankian (Keyboard, Gitarre) und Daron Malakian (Gitarre) sowie das klangliche Einweben armenischer Folklore-Elemente wie etwa bei "Sattarabad". "B.Y.O.B." überrascht hingegen mit Reggae-Rhythmik, der Fanchor stimmt vielkehlig bei "IEAIAIO" mit ein und "Lonely Day" beweist, dass es auch besinnlich geht.

Rund zweieinhalb Stunden dauert das musikalisch bemerkenswert abwechslungsreiche Metal-Powerplay, das zahlreiche Fans bis an den Rand der Erschöpfung feiern. Reichlich Jubel für eine Band, die während ihrer zehnjährigen Schaffenspause offenkundig nichts von ihrer ursprünglichen Aggressivität und spielfreudiger Frische verloren hat.

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