Weihnachtsoratorium zum Finale des Jahres

Kantorin Andrea Stenzel dirigiert in der Bad Neuenahrer Martin-Luther-Kirche in wohltuend zurückhaltender Art und überträgt ihre innere Ruhe auf Solisten und Instrumentalisten

  Jahresausklang:  Das Konzert in der Martin-Luther-Kirche wurde von den Besuchern mit viel Beifall bedacht.

Jahresausklang: Das Konzert in der Martin-Luther-Kirche wurde von den Besuchern mit viel Beifall bedacht.

Foto: Vollrath

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Johann Sebastian Bach schrieb das Weihnachtsoratorium 1734/35 für die sechs verschiedene Tage der Weihnachtszeit: Die ersten drei Kantaten beziehen sich auf die drei Weihnachtsfeiertage, die Kantaten vier, fünf und sechs auf das Fest der Beschneidung (Neujahrstag), den Sonntag nach Neujahr und das Fest der Erscheinung des Herrn (Dreikönige/Epiphaniasfest).

Der innere Zusammenhang wird hergestellt durch die biblischen Texte, in den wörtlichen Zitaten des Lukas- und Matthäus-Evangeliums wird die Freude über die Geburt Christi zum Ausdruck gebracht.

Zeitlich passend wurden die Kantaten vier bis sechs wurden am Silvesterabend in der Martin Luther-Kirche in Bad Neuenahr aufgeführt. Bei dem beeindruckenden Konzert wirkten zusammen: die evangelische Kantorei Bad Neuenahr, der Kammerchor Vox Rheni, das Akademische Orchester Bonn und die Einzelstimmen Claudia Immer (Sopran), Cordula Hörsch (Alt), Friedemann Büttner (Tenor) und Christian Palberg (Bass).

Die Gesamtleitung hatte Kantorin Andrea Stenzel, die in wohltuend zurückhaltender Art dirigierte. Diese Ruhe übertrug sich auf Solisten und Instrumentalisten.

Eröffnet wurden die Kantaten jeweils durch freudig bewegten Chorgesang, wobei der mehrstimmige Gesang im Kirchenschiff nicht nur hervorragend klang, sondern auch durch Pauken und Trompeten im sechsten Teil noch triumphal unterstrichen wurde.

Beendet wurden die einzelnen Teile durch Choräle, dazwischen waren Rezitative, Arioso und Arien verteilt. Bei Rezitativen und Arien irritierte zunächst der Tenor: anfänglich klang er scheu, fast verzagt, aber als er gefordert wurde, wie im sechsten Teil, zeigte Friedemann Büttner sein tatsächliches Können. Der Tenor, der die Rolle des Evangelisten auszufüllen und schwierige Passagen zu bewältigen hatte, klang laut, klar und geschmeidig.

Sopranistin Claudia Immer meisterte ohne Anstrengung die vorgegebenen Höhen, der Bass Christian Palberg erklang deutlich, weich und warm. Besondere Erwähnung verdient die Altistin Cordula Hörsch: eine glasklare Stimme, von der man gern mehr gehört hatte.

Orchester und Chor begleiteten die Solisten dezent, instrumentale Überleitungen und Unterstreichungen waren gelungen. Oboe, Orgel und Kontrabass waren stark gefordert, an anderen Stellen traten die Streichinstrumente verstärkt in Erscheinung.

In Terzetten und Quartetten traten die Solostimmen gemeinsam auf, dabei wurde versetzt gegeneinander gesungen. In den sechsten Teil, bei dem die Heiligen drei Könige Gold, Weihrauch und Myrre dem Christuskind schenken, ist einer der bekanntesten Weihnachts-Choräle integriert: "Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesulein, mein Leben."

Durch betonte Langsamkeit wurde der festliche Charakter dieses Liedes unterstrichen. Und mit einem jubilierenden Choral endete die Aufführung: "Nun seid ihr wohlgerochen an eurer Feinde Schar, denn Jesus hat zerbrochen, was euch zuwider war. Tod, Teufel, Sünd'' und Hölle sind ganz und gar geschwächt; bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht." Nicht endend wollender Beifall war der Dank des Publikums für das gelungene Konzert zum Finale des Jahres 2003.

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