Ausstellung in Remagen Rolandseck Welt der Träume

Remagen-Rolandseck · Im Arp Museum zeigen 15 Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz ihre Arbeiten.

 Lambert Mousseka: „Dieses Grundstück steht nicht zum Verkauf”.

Lambert Mousseka: „Dieses Grundstück steht nicht zum Verkauf”.

Foto: Schoenebeck

Der ungewöhnliche Ausstellungstitel habe sich während vieler Gespräche mit und unter den Künstlern entwickelt, erzählt Kuratorin Olga Vostretsova. „Es dauert. Es ist riskant. Es bleibt womöglich für immer“ heißt die neue Ausstellung im Arp Museum und diese kryptischen Worte könnte man ohne Weiteres mit dem Künstlerleben und dem Herstellen von Kunst im Allgemeinen in Verbindung bringen – mit lange währenden, manchmal quälenden Prozessen, mit ungesicherten Verhältnissen und Ergebnissen und mit der Frage, ob die Arbeit auch zukünftig Bestand hat.

Im Besonderen treffen diese Worte aber auch auf den Umgang mit einem Material zu, dem in dieser anregenden Ausstellung eine besondere Rolle zukommt. Es geht um die keramische Plastik, die als Jahresthema an die Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral für 2017/18 ausgegeben worden war. Überraschende Arbeiten sind aus der Beschäftigung mit einem Material entstanden, das wie kaum ein anderes in einer langen kunsthandwerklichen Tradition steht. Neben diesen gewissermaßen materialgebundenen Anwesenheitsstipendiaten, wozu auch ein Kuratoren-Stipendium gehört, vergibt das Land Rheinland-Pfalz weitere Stipendien, darunter auch Auslandsaufenthalte in New York, Seoul und Paris. Insgesamt zeigen 15 Stipendiaten ihre jüngsten Arbeiten in den historischen Räumen des Bahnhofs Rolandseck.

"Der Teufel hat immer die besten Lieder"

Gleich mehrere Künstler haben sich der Keramik auf eine materialhistorische und angesichts des traditionsreichen Werkstoffes nahe liegende Weise genähert. Daniel Wetzelberger fand alte aussortierte Mosaikfliesen im Keller von Schloss Balmoral und ließ sich von den abgebrochenen Ecken der Fliesen zur Serie „Profile“ inspirieren. Das sind fünf Keramikformen in der Art barocker Bilderrahmen, die in ihrem Profil die Abbruchkante der Kacheln aufgreifen. Auch die Südkoreanerin Hayeon Kim bedient sich der europäischen Kunstgeschichte und übersetzt mit erfrischender Unbekümmertheit Motive und Bilder als Fayence-Malerei auf Fliesen – von Dürer bis zu Malewitsch und Beuys. „Der Teufel hat immer die besten Lieder“ nennt Emily Hunt ihr Arrangement von keramisch geformten Fantasie-Brillen mit glänzender Lüsterglasur und direkt auf der Wand aufgebrachten Worten in alter Typografie. Die unterschiedlichen Schnörkel von Schrift und Skulptur treffen sich auf einer formal überraschenden Ebene.

Mit der vielteiligen Arbeit „Dieses Grundstück steht nicht zum Verkauf“ ist Lambert Mousseka eine hochpolitische und zugleich allgemeingültige Aussage über sein Herkunftsland Kongo gelungen. Die Installation zeigt ein ganzes Dorf mit Häusern und einer Menschenmenge, die sich wie in einer Großdemonstration anklagend in eine Richtung wendet. Nun darf man angesichts der keramischen Dominanz auch andere Werke in der Ausstellung, die ohne die Materialvorgabe entstanden sind, nicht übersehen. Dazu gehören die Zeichnungen von Maria Kropfitsch. Mit zartem Bleistiftstrich wendet sie sich in unbetitelten Bildern dem eigenen Unterbewussten und einer Welt der Träume zu, an die man leicht anknüpfen kann. Drastischer und nicht ohne Komik hat Berit Jäger ihren sechsmonatigen Stipendienaufenthalt in Paris fotografisch kommentiert. Ein fast leeres Atelier mit Staubsauger, das gelbliche Licht der Stadt und das Gefühl des Geworfenseins in eine neue Situation gehören zu den Herausforderungen, denen sich die Künstlerin in Paris stellte.

Auch Emma Adler hatte ein Auslandsstipendium. Sie lebte ein halbes Jahr in New York und beschäftigte sich mit dem virulenten Thema Original und Fälschung, mit Fakes, Verschwörungstheorien und Massenmanipulation. Ihre Installation erinnert an ein antiseptisch sauberes Laboratorium, in dem unbekannte Mächte eine Welt mittels Bilder und Daten konstruieren. Der Begriff der Wirklichkeit ist in dieser zivilisationskritischen Arbeit zu einem beliebigen Versatzstück geworden.

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, Remagen, bis 15. Juli, Di-So und feiertags 11-18 Uhr, Katalog Salon Verlag, 18 Euro. Kuratorenführungen am 29. April und 24. Juni.

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