Weltjugendchor sorgt für großen Besucherandrang in Endenicher Trinitatiskirche

Frappierende Perfektion - 78 Sängerinnen und Sänger aus 32 Nationen begeistern Publikum in Bonn mit zeitgenössischen und religiösen Stücken

Foto: Horst Müller

Bonn. Ob man das grandiose Konzert des World Youth Choir in der Endenicher Trinitatis-Kirche am Todestag von Robert Schumann (dem 153.) nun unbedingt zum "Event" deklarieren muss, wie Markus Schuck, kulturpolitisch engagierter Stadtverordneter und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Schumannhaus, es auch für künftige Schumann-Gedenkveranstaltungen forderte, mag Geschmacksfrage sein.

Keine Frage aber, dass der in der Endenicher Nervenheilanstalt verstorbene und auf dem Bonner Alten Friedhof begrabene Robert Schumann seinen musikalischen Platz neben Beethoven in Bonn so recht noch nicht gefunden hat. Dass der Verein Schumannhaus auf einem guten Wege ist, zeigte der große Besucherandrang in der Brahms-Straße.

Die 78 Sängerinnen und Sänger (alle sind sie zwischen 17 und 26 Jahren alt) des 1989 gegründeten Weltjugendchores stammen aus insgesamt 32 Nationen und treffen sich jeden Sommer für 14 Tage, immer in einem anderen Land, um ein Programm zu erarbeiten, mit welchem sie dann auf Tournee durchs Gastland und die Anrainerstaaten gehen.

Die ethnische und die damit verbundene multikulturelle Struktur des Chores soll helfen, "eine neue Generation von Weltbürgern" entstehen zu lassen. Nimmt man das musikalische Ergebnis, darf man dieses Ziel als durchaus erreicht betrachten. Schon bei einer Gedenkstunde im Schumannhaus war der Chor unter anderem mit Schumanns "Im Walde" (op. 75 Nr. 7) und Mendessohns "Abschied vom Walde" (op. 59) zu erleben gewesen.

Beim zusammen mit "Europa Cantat" veranstalteten und von der Deutschen Welle aufgezeichneten anschließenden Konzert in Trinitatis waren beide Werke noch einmal zu hören, in makelloser Diktion, mit einer Frische und Inbrunst, dass man den Genius loci förmlich spüren konnte.

Unter Leitung des belgischen Chorpädagogen Johan Duijck stand darüber hinaus religiös inspiriertes, recht komplexes Zeitgenössisches von Josep Vila i Casanas (Salve Regina), Aaron Copland (In The Beginning), Györgi Orban (Stabat mater) und von Johan Duijck selbst (Cantiones sacrae in honorem Thomas Tallis) auf dem Programm.

Ibero-amerikanisch ging's im von Ana Maria Raga aus Venezuela geleiteten zweiten Teil weiter mit Werken unter anderem von der Dirigentin, von Antonio Estevez (Mata del anima sola) und Beatriz Bilbao (Fiesta de San Juan). Frappierend auch hier die außergewöhnliche Präsenz des Chores, die plastische Durchhörbarkeit seiner Stimmen einerseits, sein überirdischer Mischklang andererseits. Dem Publikum ging's unter die Haut: Pure Begeisterung.