Ausstellung im Rathausfoyer Wendy Hack präsentiert hautnahe Eindrücke aus Indien

BAD HONNEF · "Tapferes Herz" und "Indiens Tochter" nannten sie die Medien: Ende vergangenen Jahres machte die brutale Vergewaltigung einer jungen Studentin in Delhi weltweit Schlagzeilen. Als das Mädchen schließlich nach tagelangem Bangen seinen Verletzungen erlag, rückten das verzerrte Geschlechterbild und die aussichtslose Situation der Frauen in Indien erstmals in den Blick der Weltöffentlichkeit.

 Bad Honnef, Rathaus, Ausstellung Tauschhandel in Indien. V.l. Wendy Hack (Kuenstlerin), Iris Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte), Elvira Greiner (VS Andherihilfe).

Bad Honnef, Rathaus, Ausstellung Tauschhandel in Indien. V.l. Wendy Hack (Kuenstlerin), Iris Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte), Elvira Greiner (VS Andherihilfe).

Nur wenige Wochen bevor die grausamen Misshandlungen für Massenproteste und Furore sorgten, war die Honnefer Künstlerin Wendy Hack anderthalb Monate lang zu Gast im zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt.

Für diese Reise hatte sie sich einen ganz besonderen Koffer gepackt - gefüllt mit typisch deutschen Gegenständen aus ihrer Heimatstadt. Für den Tauschhandel mit indischen Frauen waren die mitgebrachten Waren bestimmt - sei es gegen ein Bild, ein Lied, oder die persönliche Lebensgeschichte. Teils mehrere Tage lang lebte sie bei ihren "Tauschpartnerinnen" und erfuhr so von manch tragischem Schicksal. Ihre Eindrücke hielt sie in mehr als 30 Kunstwerken fest, die ab sofort das Foyer des Rathauses mit Leben füllen. Der Verkaufserlös der Fotografien, Collagen und skizzierten Porträts kommt der Bonner Andheri-Hilfe zugute.

Vor allem die ländlichen, ärmeren Regionen waren das Ziel ihrer Reise. Oft habe es stundenlang gedauert, bis sie in den Dörfern jemanden gefunden habe, der lesen oder Englisch sprechen konnte. Herzlich begrüßt wurde sie jedoch allerorts; stets war man angetan von ihrem Ziel, auf die dortigen Verhältnisse aufmerksam zu machen. Und die Geschichten, die sie zu hören bekam, klangen teils wie aus einer anderen Zeit: Von Zwangsheirat und Ochsen als Mitgift war hier die Rede, da wurde von der Vergangenheit als Tempeltänzerin berichtet - und von männlichem Publikum, dass es nie bloß bei lüsternen Blicken beließ.

"Man muss blind sein, um nicht zu erkennen, dass eine Frau in Indien nicht als gleichwertig angesehen wird", erzählt die Deutsch-Australierin. "Die Bildungschancen sind katastrophal, sexuelle Übergriffe gehören zum Alltag." Das Sprichwort "Eine Tochter zu haben ist wie den Garten des Nachbarn zu gießen", spreche Bände.

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