Projekt "Neue Bahnen" Wenn alte Zöpfe fallen

Abschied von gestern nehmen, radikale Schlussstriche ziehen, alte Zöpfe fallen lassen, die Kraft der Erneuerung mobilisieren und Visionen verwirklichen.

Solcherlei und weiterführende Gedankengänge prägen das facettenreiche Projekt "Neue Bahnen". Fünfzig Künstlerinnen der Gedok Bonn und Leipzig präsentieren unter engagierter Regie von Waltraud Pritz eine geglückte Allianz aus den Bereichen Installation, dominanter Fotografie und Grafik, Malerei und Skulptur. Die Leipziger Fraktion peppt das sehenswerte Panorama auf durch Beiträge aus den Bereichen Literatur, Musik und angewandter Kunst auf.

Im flüchtig an Botticelli erinnernden "Frühlingsahnen, neue Bahnen" (Keramik) verdichtet etwa Friederike Fuchs das Flair von Licht, Wärme und Naturaufbruch. Mit ihrem aus Kiefernadeln regenerierten "Bürstenschnitt" versinnbildlicht indessen Angela Kiersch das Streben nach Veränderung. Gleichermaßen frisch und frech sind zwei weitere Bezüge: auf der strapazierten Matrix von Leonardos Abendmahlszene entwickelt Katja Zander eine malerisch eindrückliche "MahlZeit", gespickt mit grotesken Anspielungen auf das Fastfood-Zeitalter. Derweil provoziert Malerin Cornelia Enax mit einem wortspielreichen Suchbild namens "Neue Bahnen für Einstein".

Auslotungen der Schwerpunkte Wandel, Internet und Vernetzung, außerdem politische Blickpunkte wie Flucht und Vertreibung (Malerin Mariola Maria Hornung: "Neue Heimat") prägen die niveauvolle Schau. Aus authentischen Elektrominiaturen entwickelt Barbara Hoock eine ästhetische Assemblage.

Mit raffiniert geschichteten, übermalten Druck-Erzeugnissen problematisiert hingegen Elsbeth Tatarczyk-Welte das Zeitsyndrom "Mensch am Draht". Mit kryptischen Architekturen im Dämmerlicht suggeriert Margrit Gloger die Dynamik wandelnder Kräfte. Den Blickpunkt "Entfaltung" umzingelt Bildhauerin Stefanie Lange mit einer aufsteigenden Sequenz von zartfarbigen Tonplatten.

Von brisanter Aktualität gespeist ist unterdessen eine markante Installation der Künstlerin Karin Kunczik-Rüdiger, wo eine Bahre voller Bücher auf einem Parcours von schillernden Hörbuch-CDs thront.

Künstlerforum, Hochstadenring 22-24, bis 17. Mai. Di-Fr 15 bis 18 Uhr, Sa 14 bis 17 Uhr, So 11 bis 17 Uhr. Katalog 7,50 Euro

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