Lesungen in Bonn Wenn Denken glücklich macht

Bonn · Literatur in den Häusern der Stadt: Katharina Hacker hat im Haus der Bildung gelesen, Teresa Präauer bei Judith Andreae.

Die österreichische Autorin Teresa Präauer, hier auf der Leipziger Buchmesse 2015. FOTO: DPA

Die österreichische Autorin Teresa Präauer, hier auf der Leipziger Buchmesse 2015. FOTO: DPA

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„Ich dachte immer, wenn es etwas gibt, das einen zuverlässig glücklich macht, dann ist es das Denken“, sagt Katharina Hacker im Haus der Bildung. Dann habe sie den von ihr verehrten Schriftstellerkollegen George Steiner getroffen, der seinerzeit sein Buch „Warum Denken traurig macht“ vorstellte. Bei jener Begegnung habe sie ihn nach dem Grund für seine betrübliche, titelgebende Position gefragt. Steiner habe geantwortet: „Weil Denken niemandem hilft.“ Hacker blickt ins Auditorium und sagt: „Damit habe ich mich nicht abfinden wollen.“

Auf Einladung von Andreas C. Müller ist die 2006 für ihren Roman „Die Habenichtse“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Autorin ins Haus der Bildung gekommen, um ihr aktuelles Werk „Skip“ vorzustellen. Im Gespräch mit David Eisermann, dem Vorsitzenden des Bonner Literaturhauses, skizziert sie ihren Protagonisten, den israelischen Architekten Skip Landau.

„Er ist eigentlich ein handfester Mensch. Aber eines widerfährt ihm immer wieder: Wenn er auf Reisen ist, trifft er auf Menschen, die im Begriff sind, zu sterben.“ Eine innere Stimme ruft Skip an diese Orte, um den Todgeweihten beizustehen. „Bei Stephen King heißt diese Gabe 'Shining'“, sagt Eisermann. „Stephen King ist ein toller Autor“, antwortet Hacker. Sie selbst weist jene Übersinnlichkeit dem Denken zu, einem erweiterten Denken vielleicht: „Richtiges Denken ist für mich immer Empfinden, sonst kann man es auch bleiben lassen.“ Und dann spoilert die in Berlin lebende Schriftstellerin noch ein wenig und im gerade noch verzeihbaren Rahmen: „Das Buch endet glücklich.“

Vom Traum, Künstlerin zu werden, kann sie einiges erzählen. Und sagt gleich eine ganze Anti-Hitparade an Sprüchen à la „Du bist nicht Picasso“ auf. Und dann sagt Teresa Präauer mit zufriedenem Lächeln: „Bei mir hat das ja zum Glück geklappt mit der Bildenden Kunst. Aber es gibt viele, die einem diesen Traum ausreden wollen.“ Auf Einladung von Judith Andreae stellt die österreichische Autorin, die 2012 für ihr Prosadebüt „Für den Herrscher aus Übersee“ mit dem „aspekte“-Literaturpreis geehrt wurde, ihren aktuellen Roman „Johnny und Jean“ in Andreaes Galerie in den Bad Godesberger Bachhöfen vor. Das abenteuerliche Leben zweier Studenten, die sich in der Kunst und im Leben üben.

Im Gespräch mit der jungen Künstlerin Viktoria Strecker sagt Präauer: „Mein Buch versteckt immer wieder Kunstwerke in seinen Erzählungen – trotzdem war es mir wichtig, dass man die Geschichte auch gut lesen kann, ohne etwas von Kunst zu verstehen.“ Das ist aus merkantiler Sicht clever konzipiert, ansonsten ist ein kunsthistorischer Hintergrund der Lektüre selbstverständlich nicht abträglich. „Dieses Buch soll ein Geschenk für alle Menschen sein, die Kunst lieben“, sagt Präauer. Strecker, die derzeit bei Judith Andreae ausstellt, hat dazu Textauszüge künstlerisch kodiert. Spannend!

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