Alliage-Quartett im Beethoven-Haus Wenn der Herbst Federn lässt
Bonn · Ob es notwendig ist, Beethovens Prometheus-Ouvertüre für vier Saxophone und Klavier zu transkribieren, darüber lässt sich streiten. Spannend ist es allemal, was das Alliage Quintett an einem wunderbaren Abend im Beethoven-Haus mit diesem und anderen Greatest Hits der Klassik anstellt.
"Alliage", französisch für "Verschmelzung", bezieht sich nicht nur auf die Kupfer-Zink-Legierung der Instrumente, sondern auch auf die Klangfülle, die die vier Bläser und ihre Pianistin Jang Eun Bae im perfekten Zusammenspiel erzeugen. Im "Sommernachtstraum" etwa: Anno 1843 stellte Adolphe Sax sein neues Instrument vor - im gleichen Jahr schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy seine Bühnenmusik.
Deren burleske Passagen kommen im frechen Saxophonklang besonders gut weg. Angeführt von Daniel Gauthiers gelenkigem Sopran-Saxophon bestechen Eva Barthas (Alt), Koryun Asatryan (Tenor) und Bariton-Saxophonist Sebastian Pottmeier durch rhythmische Präzision und eine dermaßen virtuose Handhabung ihrer Instrumente, dass sie die Frauenstimmen in "Bunte Schlangen" mit weich-gesanglichem Spiel mühelos imitieren.
Cluster, extreme Register sowie die effektvolle Entgegensetzung von polyphonen Sopran-Läufen und groovigen Basstönen charakterisieren das 1989 von Gavin Bryars komponierte Quartett "Alaric I or II", bevor die "Danse macabre" von Camille Saint-Saens in einer Saxophon-Bearbeitung erklingt: mindestens genauso gespenstisch und mit noch schwärzerem Humor als in der Originalfassung. Vivaldis "Herbst" muss in der dekonstruierten Version von Yun Nagao ganz schön Federn lassen.