Wenn der Musenfreund mit Giftgas droht

Neues "Phantom" im Bonner Maritim

Bonn. (haa) "Hinter der Maske steckt ein Wesen mit Gefühlen" - so lautet die Botschaft des "Phantoms der Oper", einem Gruselroman von Gaston Leroux aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts. Im ausverkauften Saal des Maritim-Hotels war nicht die bekannte Vertonung von Andrew Lloyd Webber, sondern das noch recht neue "Phantom" aus der Feder von Ingfried Hoffmann (Buch und Liedertexte) und Karl Heinz Freynik (Musik) zu erleben. Es schwirrt unter der Regie von Charles Repole gerade mal seit vier Jahren über den Musical-Markt.

Deutsch-amerikanische Solisten und Tänzer der Pariser Oper gestalten mit dem Orchester und Chor des Prager Musical Theatre unter Frantisek Babicky eine unterhaltsame musikalische Kriminalkomödie. Da wird recht tief in die Requisitenkiste des Bühnen-Gruselns gegriffen.

Silvester 1900. Das im Untergrund der Pariser Oper agierende Phantom verwandelt sich von dem mit Hässlichkeit gestraften Musenfreund und Förderer des Chormädchens Christine zu einem mit Giftgas und Wasservergiftung drohenden Psychopathen. Hoffmanns Stilzitate werden durch das souveräne Orchester unter der Leitung von Babitcky sehr anschaulich transportiert.

Ein polyphoner Mönchschor, eine peppige Can-Can-Persiflage oder ein distinguierter Renaissance-Tanz stehen neben Popballaden, die in der schönen Stimme von Elisabeth Clarke als Christine und dem herausragenden Tenor von Frederico Félix António (Raoul) zu leben beginnen. Und auch Jay Jackson als Phantom war trotz schlechter Textverständlichkeit stimmlich charakteristisch besetzt.

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