Stadtbibliothek Bad Neuenahr Werner Mertens zeigt ausgewählte Foto-Werke

BAD NEUENAHR · Dass die Schwarz-Weiß-Fotografie eine Renaissance erlebt, freut Werner Mertens: "Schwarz-Weiß war das selber Machbare, als ich 1949 meine Lehre zum Fotolaboranten begann und mich dann zum Fotografen ausbilden ließ."

 Werner Mertens mit seiner geheimnisvoll verfremdeten Aufnahme "Tunnelblick", eine Impression aus dem Regierungsbunker.

Werner Mertens mit seiner geheimnisvoll verfremdeten Aufnahme "Tunnelblick", eine Impression aus dem Regierungsbunker.

Foto: Hildegard Ginzler

Aber Nostalgie ist es nicht, die ihn daran festhalten lässt. Vielmehr entspringt seine Liebe zum Verfahren "der vollen Verantwortung für den Arbeitsprozess, von der Aufnahme bis zum fertig entwickelten Bild".

Spürbar wird dies in Mertens' Schwarz-Weiß-Ausstellung in der Stadtbibliothek, wo 17 Aufnahmen jene für Fotografen des Unbunten typische Konzentration auf die Motiv-Gestaltung vermitteln. Dokumentarisch ambitioniert, war der Ahrweiler Fotograf bis 1971 in der Portrait-, Architektur- und Industriefotografie tätig und bis 1997 im Medienzentrum des Kreises Ahrweiler. Viele Preise erhielt er als Mitglied des "Filmclubs Ahrweiler-Bad Neuenahr" für seine Dokumentarfilme und Reportagen.

1996 kam beim Eintritt in die Are-Künstlergilde die große Umstellung und Herausforderung, "mich den Malenden gegenüberzustellen und in eine andere fotografische Richtung zu gehen". Er eroberte neue Sichtweisen, reduzierte und verfremdete das Gesehene.

Den vorne scharf gestellten "Tunnelblick" in den Regierungsbunker etwa fand er in der Tiefe langweilig, bis er durch eine lange Brennweite die fernen Licht- und Dunkelzonen verdichtete und eine Zwischenbelichtung während der Entwicklung vornahm. "Vernetzt" erfasste er per grafischem, die Grauwerte eliminierendem Film eine Dachlandschaft als zauberhaftes Linienwerk unvereinbar erscheinender Welten. Der Zufall gestaltete das Experiment "Lichtzeit" mit, ein heller Nebelkringel, der lange belichteten Schwingungen einer Leuchte abgerungen wurde.

Real gesehen und surreal wirkend: die Pyramide im Innenhof des Pariser Louvre. Unzählige Male ist sie von außen abgelichtet worden. Mertens aber schaut von innen durch die Treppenspirale nach oben, so dass deren Windungen zum kompakten Rund verschmelzen und einen "fetten" Kontrast zur filigranen Rautenstruktur der Glasarchitektur bilden. Zweifach tastet sich der Fotograf an die Natur heran. In Namibias Küstenwüste fing er grell beleuchtetes totes Holz im verlassenen Diamantgräber-Terrain ein, hatte ebenso Überlebenskünstler wie Gräser und Köcherbäume im Sucher.

Nur ein geübtes Auge, wie das seine, vermag es, in Unspektakulärem, wie abgeknickten Binsen, hängendem Blattwerk und schräg aus dem Wasser ragenden Ästen am Laacher See berückende Kompositionen zu erkennen. Durch Solarisation, ein Verfahren, das die Helligkeitswerte umkehrt, verwandelte er sie in klar stilisierte, gleichwohl geheimnisvolle Formen.

Die Ausstellung in der Willibrordustraße 1 ist bis Jahresende montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

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