Live Music Hall White Lies lassen die 80er Jahre wieder auferstehen

Köln · Als 2009 das Debütalbum "To Lose My Life..." erschien, trauten viele ihren Ohren nicht. Das, was Harry McVeigh (Gesang, Gitarre), Charles Cave (Bass) und Jack Lawrence-Brown (Schlagzeug) präsentierten, hörte sich an, als hätte man die 1980er destilliert, anschließend schockgefrostet und zwei Dekaden später behutsam aufgetaut, um sie dann, mit vollem Aroma, wieder zu erhitzen.

 Harry McVeigh bei einem Konzert im Sommer.

Harry McVeigh bei einem Konzert im Sommer.

Foto: dpa

Für die White Lies wurde schnell der passende Aufkleber gefunden: Post-Punk-Revival-Band. Was aber, eigentlich, völliger Quatsch ist. Mit In-Spuren-Gehen (singen und spielen) hat das so wenig zu tun, wie ein neuer Star auf YouTube, dem alle auf den Kopf zusagen, dass er in der Kreidezeit geboren wurde.

Denn die White Lies sind alles andere als eine Notlüge, wie der Bandname suggeriert. Sie machen spannende, dichte und unglaublich emotionsgeladene Musik, die, obschon sie das Gefühl erweckt, so vertraut zu sein, ganz eigene, sehr souveräne Pfade einschlägt.

In der Live Music Hall begeistern die White Lies Samstagabend 1300 Fans. Mit mittlerweile drei Alben kann das Trio aus London auf einen Fundus zurückgreifen, der weidlich genutzt wird. Stücke von der letzten CD "Big TV", die Anfang August veröffentlicht wurde, darunter "Mother Tongue", "Be Your Man" oder "First Time Caller", Perlen der mittleren Scheibe "Ritual", die 2011 erschien, etwa "Streetlights", "The Power And The Glory", "Bigger Than Us", oder Unverzichtbares von "To Lose My Life...", "Farewell To The Fairground", "Unfinished Business" bis - wild umjubelt als letztes Stück vor dem Zugabenteil - "Death" gibt es im Wechsel.

Live legen die White Lies noch ein paar Schippchen drauf - nicht nur wegen der Lasershow, die grellgrüne scharfe Lichtschnitte durch die Halle jagt. Frontmann McVeighs Stimme hat den Hall, mit dem sie mitunter bis zum Sakralen überhöht wird, im Grunde nicht nötig - der markante Bariton mit den lyrischen Qualitäten trägt von ganz allein.

Wenn um 21.32 Uhr das Prince-Cover "I Would Die 4 U" erklingt, katapultiert das die glückseligen 1300 endgültig zurück in die 1980er, die viele im Publikum nur vom Hörensagen kennen. Mit der Zugabe "Big TV" sind die White Lies dann wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen. Leider nur für kurze Zeit. Auch in der Live Music Hall bestimmt der Beginn der Disko am Samstag das Konzertende. 90 Minuten Spieldauer wären schöner gewesen.

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