Wiederaufnahme von Verdis "La Traviata" in Bonn

Anna Virovlansky begeistert Publikum im Opernhaus mit fabelhafter Schauspielkunst

Wiederaufnahme von Verdis "La Traviata" in Bonn
Foto: Thilo Beu

Bonn. Diese Frau ist schon am Anfang dem Tod geweiht - und sehr, sehr einsam. Vor nachtblauem Hintergrund steht Violetta Valéry in einem weißen Kleid und schaut ins Leere.

Und bevor Anna Virovlansky, die in der Bonner Wiederaufnahme von Verdis "La Traviata" die Edelkurtisane verkörpert, überhaupt einen Ton gesungen hat, schlägt sie schon mit fabelhafter Schauspielkunst in den Bann.

Während aus dem Orchestergraben die sanfte Melancholie des Vorspiels erklingt, unternimmt sie ein paar Schritte, in die sie eine leichte Unsicherheit und Schwanken als Zeichen der Schwindsucht hineinlegt. Und schon steht die ganze Tragik und Verzweiflung vor Augen, die diese Figur in den erleben wird.

Es ist der erste glanzvolle Moment eines mehr als zwei Stunden währenden Triumphs der Anna Virovlansky. In ihr erlebt man die beglückende Vereinigung von Gesangs- und Darstellungskunst. Sie singt in der viel gerühmten Inszeneirung von Andreas Homoki mit einer fabelhaft leichten Stimme, die bei aller Kunstfertigkeit einen erstaunlich natürlichen Charme behält.

Selbst in heikelsten Passagen bleibt der Gesang auf erstaunliche Weise menschlich, anrührend, bewegend. Koloraturen formt sie zu Seelenregungen. Zur ganz großen Kunst gerät Virovlansky alles, was Zwischentöne, feine Stimmungen verlangt.

Dieses Niveau erreicht George Oniani als Alfred Germont nicht ganz. Den Liebhaber aus der Provinz gab er kraftvoll und strahlend, aber etwas pauschal. Auf Augenhöhe mit Virovlansky bewegt sich Mark Morouse als Vater Giorgio Germont.

Das Beethovenorchester spielte unter dem sorgsamen Dirigat von Wolfgang Lischke überaus farbig, lieferte sprühende Festmusik, aber auch tiefsinnige, direkt ins Herz zielende Charakterstudien.

Die nächsten Vorstellungen am 15. Februar, 1. und 31. März.

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